(epd-Gespräch)
Hannover/Lüneburg (epd). Der stellvertretende hannoversche Landesbischof Hans-Hermann Jantzen hat die Kirchen zum Jahresende dazu aufgerufen, immer wieder das Gespräch mit den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zu suchen. "Die Kirche hat in der Gesellschaft ein Wächteramt", sagte Jantzen am Montag im epd-Gespräch. Eindeutig müsse sie zum Beispiel gegen rechtsextremistische Tendenzen Einspruch erheben. "Das widerspricht eklatant dem christlichen Menschenbild. Da müssen wir uns zur Wehr setzten."
Der Lüneburger Landessuperintendent hatte nach dem Rücktritt von Margot Käßmann im vergangenen Februar das Bischofsamt übernommen. Am 26. März wird der 65-Jährige das höchste geistliche Amt der evangelischen Landeskirche an den neu gewählten Bischof Ralf Meister aus Berlin weitergeben.
Nach Jantzens Beobachtung wird der Einfluss der Kirche in der Gesellschaft immer geringer. "Manchmal gewinnt man den Eindruck, wir tun auch selbst etwas dazu, indem wir nicht deutlich genug unser Profil herausstellen", sagte er: "Wir sollten unsere Möglichkeiten beherzt nutzen und nicht lamentieren oder uns zurückziehen."
Es müsse jedoch genau überlegt werden, zu welchen Themen die Kirche sich äußern sollte. "Wir brauchen den nötigen Sachverstand, und unsere Position muss theologisch fundiert sein", betonte der Theologe. Bei ihren eigenen Angeboten sollte die Landeskirche noch stärker auf Qualität achten. "Viele Mitarbeitende leisten gute Arbeit, aber wir können vielleicht noch besser werden. Deshalb sollten wir uns auch nicht scheuen, uns Rat zu holen."
Ein große Herausforderung sieht Jantzen in der zurückgehenden Zahl der Pastorinnen und Pastoren. "Wir müssen deutlich mehr junge Leute für das Theologiestudium gewinnen." Die Nachwuchswerbung sollte in den kommenden zehn bis 15 Jahren zu einem Schwerpunkt werden. Zudem müsse neu über alternative Wege ins Pfarramt nachgedacht werden. Schon jetzt seien einige Pfarrbezirke zu groß, die Belastung steige. "Wir sollen eine Gesamtzahl an Pastoren festschreiben, unter die wir nicht gehen wollen."