Bischöfe rufen an Heiligabend zu Einsatz für die Schwachen auf / Predigt des Bischofsvikar im Wortlaut / aktualisiert 25.12.

Nachricht 25. Dezember 2010

Weihnachtspredigt des Bischofsvikars Hans-Hermann Jantzen im Wortlaut: s. unten "Downloads"

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Leitender Theologe Brahms ruft zum Frieden in der Familie auf - Weber: Weihnachten ist Balanceakt zwischen Innerlichkeit und leerem Getingel

 
Bremen/Braunschweig/Hannover (epd). Der leitende Bremer Theologe Renke Brahms hat in seiner Weihnachtspredigt dazu aufgerufen, Frieden und Dankbarkeit in Familie und Nachbarschaft zu verbreiten. Weihnachten sei eine gute Gelegenheit, bei sich selbst anzufangen, sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am ersten Weihnachtstag in der Bremer Kirche Unser Lieben Frauen. Es gehe um Geborgenheit und Frieden - "ob nun in unmittelbarer Nachbarschaft oder in den Ländern der Armut und der Kriege".
 
Fromm sein heiße nichts anderes, als sich zu öffnen für die Sehnsüchte der Mitmenschen etwa nach Sicherheit, sagte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. In der Bibel stehe Bethlehem für den Ort, an dem ein neuer Friedenskönig erwartet werde. Doch schon damals im Stall sei Jesus nicht in eine sichere Welt hinein geboren worden, sondern in ein eher seltsames Obdach. "Heute steht Bethlehem symbolisch für einen kaum lösbaren Konflikt, der ausstrahlt auf die ganze Welt, der als Grund herhalten muss für Terrorismus und tausendfachen Tod."
 
Der braunschweigische Bischof Friedrich Weber sagte, Weihnachten sei jedes Jahr aufs Neue ein "Balanceakt zwischen der Hoffnung auf echte tiefe Innerlichkeit und der Angst vor fadem leeren Weihnachtsgetingel": "Und trotzdem ist unsere Hoffnung auf eine andere, bessere Welt so groß, dass sie gar nicht endgültig enttäuscht werden kann."
 
An Weihnachten komme Gott in einem Kind zur Welt, sagte Weber, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist: "Jedes Jahr wieder staune ich darüber, dass Gott sich das traut." Kinder seien heute ein Armutsrisiko. "Hineingeboren in eine Welt, in der Kinder krank werden, weil sie keine Kinder sein dürfen, sondern wie Maschinen funktionieren müssen." Kinder seien "abhängig von Staates Fürsorge und politischem Gefeilsche". Viele vereinsamten vor Computern, in anderen Teilen der Welt würden sie auf Kakaoplantagen verkauft oder als Kindersoldaten entführt. "Gott kennt das alles und vertraut uns sein Kind trotzdem an."
 
Die hannoversche Regionalbischöfin Ingrid Spieckermann sagte, Weihnachten kehre immer etwas von der Kindheit wieder. Zugleich wecke das Fest mit dem Kind in der Krippe die Erinnerung an das "Paradies": "Der Ursprung, als es noch nicht den Riss gab durch unsere Welt und unser Herz." Dieses Paradies trügen die Menschen in ihren Herzen, und "im Gegensatz zu den Pseudo-Kauf-Paradiesen, die uns umgeben", sei es kein hohler Schein. Aus dem wehrlosen Kind in der Krippe werde später der gewaltlose Mann am Kreuz, der sich der harten Wirklichkeit aussetze und sie gerade so überwinde.

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25.12.2010

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Bischöfe rufen an Heiligabend zu Einsatz für die Schwachen auf

Hannover (epd). Niedersachsens Bischöfe und kirchliche Repräsentanten haben an Heiligabend zur Nächstenliebe und zum Einsatz für die Schwachen aufgerufen. Der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber sagte im Braunschweiger Dom, Weihnachten stärke die "Sehnsucht nach dem Guten". Gott sei Mensch geworden, "er ist so klein geworden, dass er in eine Krippe passte, damit wir ihn erfassen können". In der Heiligen Nacht entscheide sich, ob die Menschen angesichts vom Katastrophenmeldungen und Bombendrohungen wirklich mit Frieden und der Überwindung von Hunger und Armut rechneten. Weber ist Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Der stellvertretende hannoversche Landesbischof Hans-Hermann Jantzen rief dazu auf, sich für Flüchtlinge einzusetzen. "Weihnachten mahnt die Völkergemeinschaft, dafür zu sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat leben können, damit die unmenschlichen Flüchtlingsströme endlich aufhören", sagte er in der Lüneburger St. Johanniskirche. An dem Fest erwache die Sehnsucht nach Heimat und nach einem Zuhause. Der Lüneburger Regionalbischof Jantzen führt seit dem Rücktritt von Margot Käßmann bis zur Einführung ihres Nachfolgers Ralf Meister die Dienstgeschäfte im hannoverschen Bischofsamt fort.

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen appellierte an die Menschen, sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. "Ihr eigenes Mitdenken und Mittun ist gefragt", sagte er in der Oldenburger St. Lambertikirche: "Sie werden gebraucht, ob Sie sich ehrenamtlich vor Ort einsetzen oder eine der Hilfsaktionen unterstützen." Gott sei in einer Notunterkunft als Kind zu den Menschen gekommen, "als Fremder und als Obdachloser".

Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke erklärte in einer Weihnachtsbotschaft, das Fest stärke die Hoffnung, dass es trotz zahlreicher Krisen für alle Menschen Rettung und Zukunft gebe. "Die Welt ist nicht in Ordnung - und sie ist nicht wirklich versöhnt", sagte der Bückeburger Bischof, auch mit Blick auf die Umweltzerstörung, den Missbrauchsskandal und die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten. Doch an Weihnachten werde deutlich, dass dies nicht die letzte Aussage über die Menschen und Völker sein dürfe.

Der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle räumte die Mitschuld seiner Kirche im Skandal um den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ein. "Selten sind wir in unserer Kirche so tief in den Abgrund von Schuld geraten wie im zu Ende gehenden Jahr", sagte er in der Hildesheimer Kirche St. Godehard. "Wir müssen bekennen: Wir haben weder besonnen noch gerecht und schon gar nicht fromm in dieser Welt gelebt." Aus der Geburt Christi jedoch erwachse allen Menschen Rettung, ob Täter oder Opfer, schuldig oder unschuldig.

Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode sagte auf NDR-Info-Radio zum Missbrauchsskandal: "Natürlich bleibt einem diese große Freude des Festes zunächst etwas im Halse stecken, wenn man daran denkt. Aber gleichzeitig ist Weihnachten umso nötiger, weil wir da ein Fest feiern, an dem Gott einen völlig neuen Anfang setzt." Die Kirche habe in den vergangenen Monaten erste Konsequenzen gezogen und vieles angepackt. Es seien Leitlinien geschaffen, Präventionsmaßnahmen ergriffen und viele Gespräche mit Opfern und Tätern geführt worden: "Dadurch ist diese wirklich erschütternde Krise in eine Stadium gekommen, aus dem wir auch etwas lernen und weitergehen."

Der Stader evangelische Regionalbischof Hans Christian Brandy bezeichnete Weihnachten als "ein Protestfest gegen christliche Engstirnigkeit und eine unbarmherzige Welt". In der St.-Wilhadi-Kirche betonte er: "Die Weihnachtsbotschaft stellt sich einem Christentum entgegen, das mit sich selbst zufrieden ist." Brandy rief auch dazu auf, Menschen in Armut und Hilfsprojekte in den Ländern des Südens zu unterstützen.

Der Osnabrücker Regionalbischof Burghard Krause erinnerte in seiner Weihnachtspredigt an die Rettung der Bergleute in Chile. Die Rettung der 33 Kumpel aus der Gold- und Kupfermine in der Atacama-Wüste sei wie das Wunder der Geburt Jesu vor 2.000 Jahren, sagte Krause in der Marienkirche: "Es ist ein Gleichnis für unsere Rettung aus aussichtsloser Lage, aus hoffnungsloser Dunkelheit, aus allem, was uns den Zugang zum Leben verschüttet hat."

Der hannoversche Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann forderte die Zuhörer in der Marktkirche dazu auf, sich von der Not anderer Menschen bewegen zu lassen. Weihnachten habe die Kraft, "selbst Hartgesottene zu berühren", sagte er: "Es gibt nur wenige Anlässe in einem Jahr, die einen emotional so stark beschäftigen."

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24.12.2010