Hannover (epd). Die Diakonie der hannoverschen Landeskirche plant gemeinsam mit der Caritas im kommenden Jahr ein Pilot-Projekt mit der Bildungs-Chipkarte für Kinder und Jugendliche. "Wir wollen diese Idee nicht verschwinden lassen und in konkrete Verhandlungen mit einer Kommune gehen", sagte Diakonie-Direktor Christoph Künkel am Dienstag im epd-Gespräch in Hannover. Mit der Karte sollen alle Kinder einer Kommune Angebote wie Nachhilfe, Schulspeisungen oder Vereinssport nutzen können: "Hier dient uns die Familienkarte aus Stuttgart als Vorbild, das wir gern auf die ländliche Situation in Niedersachsen übertragen wollen. "
Gegenüber Gutscheinen für bedürftige Kinder habe die Karte den Vorteil, dass sie für Familien erhältlich sein soll. "Das Ziel bei der Armutsbekämpfung muss sein, Stigmatisierung und Ausgrenzung zu vermeiden." Bei Kindern von Hartz-IV-Empfängern sollten dabei die zuständigen Träger der Grundsicherung die Kosten übernehmen, erläuterte Künkel. Auch Diakonie und Caritas seien bereit, sich finanziell zu beteiligen. Zunächst solle erprobt werden, wieviele Familien Interesse hätten und wieviele Einrichtungen wie etwa Sportvereine oder Musikschulen sich beteiligten.
Für die Kommune werde die Bildungs-Chipkarte auch ein Imagegewinn sein. "Sie kann sich als familienfreundliche Kommune zeigen", betonte der Diakonie-Direktor. Auch Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) hatte in der Diskussion um Sachleistungen für Kinder von Hartz-IV-Empfängern Interesse an einem Pilotprojekt mit der Bildungs-Chipkarte bekundet.
Nach den Plänen der Bundesregierung sollen die Leistungen für Kinder von Hartz-IV-Beziehern durch ein Bildungspaket von rund 740 Millionen Euro ergänzt werden. Sie sollen Geld und Sachleistungen für Bildung und Teilhabe erhalten. Der Bundesrat hat die Reform jedoch vorerst gestoppt. Inzwischen berät der Vermittlungsausschuss darüber.
Künkel begrüßte das Vorhaben generell. "Es ist ausgesprochen sinnvoll, wenn in die Bildung von Kindern investiert wird." Allerdings könnten die Jobcenter bei der Umsetzung überfordert sein. Die Pläne seien noch ungenau beschrieben. Zudem zeichne sich ein hoher Verwaltungsaufwand ab. Die Teilhabe an Bildung sei im Kampf gegen die Armut zentral, unterstrich der Diakonie-Direktor. "Und wir wissen: Diese Bildung wird nach wie vor manchen vorenthalten." Deshalb müsse die Politik neben der Chipkarte weiterhin verstärkt in Bildungseinrichtungen investieren, sagte Künkel und verwies dabei auf die Förderung der unter Dreijährigen.