Spendensammeln im Linienbus - Verkehrsbetriebe unterstützen in der Adventszeit ein Projekt der Diakonie gegen Kinderarmut

Nachricht 17. Dezember 2010

Von Charlotte Morgenthal (epd)

Hannover (epd). Kathrin Rabsch fährt viel mit Bus und Bahn, doch dass sie hier auf eine Spendenaktion angesprochen wird, ist ihr neu. Die 41-Jährige sitzt am Abend in einem Linienbus in Hannover, der für eine kirchliche Initiative gegen Kinderarmut wirbt. Während der Fahrt werden Handzettel verteilt, die über die Aktion "Zukunft(s)gestalten" der Diakonie informieren. Die Initiative fördert und organisiert in der hannoverschen Landeskirche Hausaufgabenhilfen, Ferienbetreuungen oder einen warmen Mittagstisch für Kinder.

Fast jedes dritte Kind in Hannover lebt in Armut. Mit den Spenden werden 150 Programme der Landeskirche mit etwa 1.500 Ehrenamtlichen unterstützt. In Kooperation mit den hannoverschen Verkehrsbetrieben (Üstra) wirbt der Bus für das Projekt: Er ist nicht in dem üblichen Grün bedruckt, sondern in Rot. Goldene Sterne, Kinder mit Nikolausmützen und der Schriftzug: "Reichen Sie Hannovers Kindern Ihre Hand!" verzieren ihn.

Kathrin Rabsch findet es gut, dass die Aktion Kindern aus Hannover hilft. So könne jeder viel besser nachvollziehen, wo das Geld hinfließe. Jeden Abend sind in der Vorweihnachtszeit ehrenamtliche Mitarbeiter der Initiative mit dem Adventsbus unterwegs, um Fahrgäste anzusprechen. Zu ihnen gehört auch Projektleiter Pastor Christoph Herbold.

"Darf ich Ihnen eine Tasse heißen Tee schenken?", fragt er. Dann überreicht er einen Teebeutel der Üstra und den Flyer mit Informationen über die Spendenaktion. Die meisten Menschen reagieren mit einem Lächeln. Sie nehmen Tee und Flyer, stecken beides in die Tasche.

Auf der Linie 120 beginnt der Feierabendverkehr. Viele Fahrgäste müssen stehen. So auch Emily Johann. Die 16-Jährige nimmt die Linie jeden Tag und ist überrascht über das kleine Geschenk und den Spendenzettel. "Selber würde ich kein Geld dafür geben, aber ich nehme den Zettel meiner Oma mit, die spendet für alles", erzählt die Schülerin lächelnd.

Ein anderer Fahrgast lehnt die Präsente ab. "Dass wir hier um Spenden angebettelt werden, finde ich unmöglich", schimpft er. Die Kirche solle lieber dafür sorgen, dass der unchristlichen Politik ein Ende gesetzt werde. "Wenn es keine Kinderarmut gäbe, müsste man auch nicht für so ein Projekt spenden."

Herbold reagiert darauf ruhig, aber bestimmt: "Die Kirche und die Diakonie wollen mit gerade dieser Aktion gegen die Verhältnisse, in denen die Kinder schuldlos in Armut aufwachsen, öffentlich protestieren." Bundespolitische Entscheidungen wie die Einführung einer "Bildungs-Card" seien auch deshalb gefallen, weil die Diakonie und Sozialträger deutlich gemacht hätten, dass vor allem Kinder durch das soziale Netz fielen.

Irmgard Domnik wehrt ab, als Herbold ihr den Flyer reichen möchte. Schließlich sei auch ihre Rente begrenzt. "Ich spende bereits für so viele Aktionen?, sagt die 73-Jährige. Kathrin Rabsch findet die Idee gut, vor allem die persönliche Ansprache. "Wenn hier nur etwas ausläge, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen", sagt sie noch, bevor sie an der nächsten Haltestelle aussteigt.

Informationen: www.zukunftsgestalten.de Spendenkonto "Zukunft gestalten", Konto-Nr. 4455555, Bank für Sozialwirtschaft BLZ 251 205 10

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17.12.2010