Predigt über Lukas 21, 28 bei der Eröffnung der landeskirchlichen Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextrmismus“ am 10.12.2010 in St. Godehard, Bad Nenndorf von Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen (s. unten "Downloads")
Hannover/Bad Nenndorf (epd). Die hannoversche Landeskirche will künftig stärker gegen Rechtsextremismus vorgehen. Dazu hat sie am Freitag in Bad Nenndorf die Initiative "Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus" gegründet. Die rechtsextreme Ideologie sei mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, unterstrich der stellvertretende Landesbischof Hans-Hermann Jantzen im Gründungsgottesdienst. "Darum müssen wir uns zur Wehr setzen: Rassismus ist Sünde."
Der Rechtsextremismus sei keine Randerscheinung mehr, warnte Jantzen. "Er ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, auch in unseren Kirchengemeinden." Dahinter seien oft Verlustängste verborgen. Sie dürften aber nicht zu pauschalen Schuldzuweisungen gegen ganze Gruppen führen.
Mehr als 60 Einzelpersonen und Vertreter von Gruppen und Organisationen waren zur Gründung der Initiative zusammengekommen, sagte der Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche, Pastor Jürgen Schnare. "Wir wollen ein deutliches Zeichen setzen und unsere Aktivitäten bündeln."
Die neue Initiative soll nach Angaben ihrer Gründer bestehende Bündnisse und engagierte Einzelne unterstützen und besser vernetzen. Zudem sollen Workshops und Arbeitsmaterialien entwickelt werden. Die Initiative will Opfer rechtsextremer Gewalt begleiten. "Fast 43 Prozent der Deutschen sagen, dass Deutschland von Ausländern gefährlich überfremdet ist", sagte der landeskirchliche Friedensbeauftragte, Pastor Klaus Burckhardt. "Das beunruhigt uns. Wir wollen ein Zeichen für eine multikulturelle und multiethnische Kirche und eine wehrhafte Demokratie setzen."
Bad Nenndorf wurde als Gründungsort gewählt, weil sich dort ein breites Bürgerbündnis "Bad Nenndorf ist bunt" gegen jährliche Nazi-Aufmärsche engagiert. Die hannoversche Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann unterstrich: "Es sind nicht nur Aufmärsche, mit denen Rechtsextreme versuchen, ihr Gedankengut in unserer Gesellschaft zu verbreiten." So würden etwa auf Schulhöfen CDs mit fremdenfeindliche Texten verteilt. Die neue Initiative sollte auch nach den Ursachen fragen. "Es ist gut, dass dieses deutliche Zeichen gegen Rechtsextreme in aller Öffentlichkeit gesetzt wird."
Die landeskirchliche Initiative gegen Rechtsextremismus greift Jürgen Schnare zufolge eine Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf. Darin werde aufgerufen, sich gegen rechtsextreme Tendenzen zu wehren. Im Februar war einen Tag vor einem Neonazi-Aufmarsch in Dresden bereits ein bundesweites christliches Netzwerk gegen Rechtsextremismus gegründet worden.
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10.12.2010