Evangelische Altenarbeit: Kirche muss sich für die Vielfalt des Alters öffnen

Nachricht 07. Dezember 2010

Der Vorstand der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAfA) begrüßt das Werben um eine differenzierte Wahrnehmung des Alters im 6. Altenbericht der Bundesregierung, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. „Der nach wie vor berechtigte fürsorgliche Blick auf das Alter muss erweitert werden, um den Bedürfnissen älterer Menschen nach einem selbst- und mitverantwortlichen Leben Rechnung zu tragen“, so der Vorsitzende der EAfA, Jens Peter Kruse. Dies sei gerade angesichts der dringlicher werdenden Frage der Generationengerechtigkeit unumgänglich. Immens wichtig sei die Feststellung des Altenberichts, dass eine altersfreundliche, durch Solidarität zwischen den Generationen gekennzeichnete Gesellschaft ohne differenzierte Altersbilder nicht denkbar ist, so Kruse weiter.

Der sechste Altenbericht ist der erste, der den christlichen Kirchen einen eigenen Abschnitt widmet. In den Ausführungen werde sichtbar, dass die Kirchen viele ältere Menschen erreichen und für sie viele Leistungen erbringen, erklärte Kruse. Zugleich mache der Altenbericht aber deutlich, dass die Kirchen mit deutlichen Abbrüchen rechnen müssen, wenn es ihnen nicht gelingt, das Potenzial der Älteren besser als bisher einzubeziehen. Hier weise der Altenbericht auf einen erheblichen Modernisierungsbedarf hin, betonte der EAfA-Vorsitzende. „Der Altenbericht mahnt an, dass die fürsorgerische Sicht auf das Alter durch eine an den Stärken und Gestaltungsspielräumen des Alters orientierte Sicht ergänzt werden muss“, resümierte Kruse. Für die Kirche und ihre Gemeinden bedeute dies, die Vielfalt des Alters als Bereicherung wahrzunehmen. „Neben den notwendigen betreuenden Aktivitäten müssen sie sich verstärkt um die Förderung des selbstverantwortlichen Engagements älterer Menschen bemühen“, forderte Kruse.

Die EAfA begrüßt ausdrücklich den klaren Hinweis des 6. Altenberichts auf die große Verantwortung der Älteren für das Gemeinwohl. Das zivilgesellschaftliche Engagement zu fördern, sei daher eine vordringliche Aufgabe von Staat und Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche, so Kruse. Er warnt jedoch davor, das Ehrenamt unter der Hand in eine „Inpflichtnahme“ älterer Menschen zu verwandeln. Das Ehrenamt sei auf „echte Freiwilligkeit“ angewiesen und dürfe weder für arbeitsmarkt- noch sozialpolitische Zielsetzungen „verzweckt“ werden. „Wer das freiwillige bürgerliche Engagement instrumentalisiert – und sei der Zweck noch so ehrenwert und dringlich – gefährdet gerade das, was er ersehnt“, fuhr Kruse fort. Die EAfA werde sich dafür einsetzen, dass in der Diskussion um ein aktives Alter die Unterscheidung von Freiweiwilligkeit und Pflicht nicht verwischt werde.

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAfA) ist Dachverband für Altersfragen in der EKD. Mitglieder sind Landeskirchen sowie evangelische Werke und Verbände.

Weitere Informationen unter www.ekd.de/eafa
Hannover, den 7. Dezember 2010
Dr. Kristin Bergmann,