Experte kündigt Offensive zur Ausbildung von Islamwissenschaftlern an

Nachricht 06. Dezember 2010

Osnabrück/Essen/Münster (epd). Der Osnabrücker Islamexperte Rauf Ceylan hat eine große Offensive zur Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern für islamische Theologie angekündigt. "Es gibt auch im Islam verschiedene Richtungen. Wenn wir in Europa im Disput über islamische Theologie mithalten wollen, brauchen wir dringend qualifizierte Wissenschaftler", sagte der Professor für islamische Religionswissenschaften am Montag dem epd. Deshalb begrüße er die Initiative der Essener Mercator-Stiftung, gemeinsam mit sechs Universitäten ein Graduiertenkolleg für islamische Theologie zu gründen.

"Auch darüber hinaus wird in Deutschland in den kommenden Jahren eine Menge für die Nachwuchsförderung getan", sagte Ceylan. Die Stiftung hatte am Montag angekündigt insgesamt 3,6 Millionen Euro über sechs Jahre für die Ausbildung von bis zu 15 Doktoranden zur Verfügung zu stellen. Sie sollten an den Universitäten Osnabrück, Münster, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt, Hamburg und Paderborn promovieren. Das Kolleg werde standortübergreifend eingerichtet und von der Universität Münster koordiniert.

Unabhängig davon werde die Universität Osnabrück fünf weitere Doktoranden einstellen, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung bezahlt würden, sagte Ceylan. Hinzu kämen die vom Bund finanzierten fünf Lehrstühle für verschiedene Gebiete der islamischen Theologie. Ebenso viele sollten in Tübingen und Münster eingerichtet werden.

Die Bundesregierung hatte im Oktober angekündigt, an diesen Standorten die islamische Theologie in den kommenden fünf Jahren zu fördern. Vorgesehen sind laut Ceylan für Tübingen vier Millionen Euro, für die Standorte Münster und Osnabrück, die miteinander kooperieren sollten, je drei Millionen Euro.

Der Islamwissenschaftler warnte allerdings davor, alle Lehrstühle bereits im kommenden Jahr zu besetzen. Es gebe aufgrund des Nachwuchsmangels einfach zu wenige gute Bewerber. "Die Qualität darf nicht darunter leiden, dass wir unter Zeitdruck die Stellen besetzen", betonte Ceylan. Schon für die beiden in Osnabrück ausgeschriebenen Forschungsprofessuren würden wohl Bewerber aus dem Ausland geholt. Es müssten allerdings progressive und anerkannte Wissenschaftler sein.

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
6.12.2010