Lüneburg/Wiesbaden (epd). Der stellvertretende hannoversche Landesbischof Hans-Hermann Jantzen hat zum Beginn der 52. Spendenaktion von "Brot für die Welt" einen weltweiten fairen Handel angemahnt. "Wenn wir auf faire Preise und fairen Handel achten und nicht nur alles möglichst billig haben wollen, können Handwerker und Kleinbauern in Bangladesch, in Kamerun oder Madagaskar menschenwürdig leben", sagte er in seiner Predigt zum 1. Advent in der Lüneburger St. Johanniskirche. Der weltweite Hunger sei kein Verhängnis, sondern werde von Menschen gemacht. "Also können Menschen auch etwas dagegen tun."
Mit feierlichen Gottesdiensten haben die kirchlichen Hilfswerke "Brot für die Welt" und Adveniat am Sonntag ihre traditionellen Adventssammlungen gestartet. "Es ist genug für alle da" lautet das Motto der bundesweiten evangelischen Spendenaktion "Brot für die Welt", die in Wiesbaden eröffnet wurde. Auch in den Kirchengemeinden in Niedersachsen und Bremen wurde in den Gottesdiensten an die Spendenaktion erinnert. Im Mittelpunkt steht das Engagement der Laien in Kirche und Gesellschaft in Honduras, El Salvador und Brasilien.
Zur offiziellen Eröffnung der bundesweiten Spendenaktion von "Brot für die Welt" sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, Jesus Christus habe Menschen eingeladen, den "Weg der Gerechtigkeit" zu gehen. Die Gerechtigkeit falle jedoch nicht vom Himmel, sie könne auch nicht mit Macht durchgesetzt werden. Sie müsse gelebt werden. "Das bedeutet für mich, danach zu fragen, was ich selber tun kann, damit Menschen in dieser Welt mehr Gerechtigkeit erfahren, und es auch wirklich zu tun", fügte Jung hinzu.
Die Direktorin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, kritisierte, weltweit agierende Nahrungsmittelkonzerne eigneten sich das Land von Ureinwohnern und Kleinbauern an, um Nahrungsmittel für den Export sowie Treibstoff- und Futterpflanzen für die Industrieländer anzubauen. "Brot für die Welt" unterstütze ansässige Bauern im Kampf um ihr Land und ihr Recht, satt zu werden.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte in seiner Predigt im Dom zu Speyer bei der Eröffnung von Adveniat, die ehrenamtliche Arbeit von Laien in Lateinamerika könne auch ein ermutigendes Zeugnis für die deutschen Katholiken sein. Aufgrund ihrer Verbundenheit zur Kirche, wegen der weiten Wege und des Priestermangels übernähmen in Lateinamerika viele Frauen und Männer ehrenamtlich pastorale und soziale Aufgaben in ihren Gemeinden.
Im vergangenen Jahr nahm "Brot für die Welt" nach eigenen Angaben Spenden in Höhe von 54,7 Millionen Euro ein. Das evangelische Hilfswerk unterstützte 2009 mehr als tausend Projekte in Entwicklungsländern. In Afrika lag der Schwerpunkt auf Ernährungssicherung und Friedensarbeit. In Lateinamerika und Asien wurden vor allem Initiativen gegen die Folgen des Klimawandels gefördert.
Adveniat bietet rund 200 Veranstaltungen in den Bistümern. Schlusspunkt ist die Weihnachtskollekte, die am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Gemeinden Deutschlands stattfindet. Jährlich fördert das Hilfswerk nach eigenen Angaben mehr als 3.000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 40 Millionen Euro. Damit ist Adveniat die europaweit größte Hilfsaktion für Lateinamerika.
"Brot für die Welt" eröffnet 52. Aktion
"Es ist genug für alle da, wenn wir teilen, was Gott uns Menschen schenkt. Machen Sie mit!" Mit diesen Worten eröffnete die Direktorin von "Brot für die Welt", Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, heute in Wiesbaden die 52. Aktion des evangelischen Hilfswerks. Die Aktion steht unter dem Motto: "Es ist genug für alle da". Ein bewusst provokant gewählter Slogan angesichts der Tatsache, dass momentan fast eine Milliarde Menschen auf der Welt Hunger leidet, obwohl weltweit genügend Nahrungsmittel für alle Menschen produziert werden.
Beispiel-Projekt der 52. Aktion ist in diesem Jahr Bangladesch. Dort im Norden lebt das Volk der Garo, eine christliche Minderheit. Sie bewirtschaften kleine Äcker im Wald, jagen und sammeln - der Wald ist ihre Lebensgrundlage. Diese Lebensgrundlage ist durch globale Agrar- und Lebensmittelkonzerne bedroht. Der Wald werde gerodet, um Flächen für die Exportlandwirtschaft zu gewinnen, erläutert Füllkrug-Weitzel. "Angebaut werden Lebensmittel-, Treibstoff- und Futterpflanzen. Für uns im Norden. Und die Menschen im Süden? Sie müssen hungern, ihnen wird der Boden für das tägliche Brot entzogen".
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, bezeichnete den Advent als "Zeit der Sehnsucht nach mehr Frieden und Gerechtigkeit". Die Adventszeit lenke den Blick auf Jesus Christus, der den "Weg der Gerechtigkeit" gegangen sei. Auf diesem Weg werde Unrecht Unrecht genannt und auch die würden nicht übersehen, die Hunger und Durst haben. Eigentlich sei für alle Menschen genug da, um gut leben zu können. Aber viele, wie das Volk der Garo, verlören ihr Land, weil es politisch und wirtschaftlich Mächtigere gebe. "Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass Recht und Gerechtigkeit weltweite Herausforderungen sind", sagte Jung.
Der bekannte Fernsehmoderator Wolf von Lojewski übernahm die Patenschaft für das Schwerpunktprojekt von "Brot für die Welt" in Bangladesch. Er ist überzeugt: "Anderen unter die Arme zu greifen, ist ein Ausdruck unseres Glaubens". So sei die Arbeit von "Brot für die Welt" mehr als die Schüssel Reis. Das evangelische Hilfswerk baue in den Ländern der Dritten Welt Selbstbewusstsein auf: "Schon eine kleine Spende kann hohe Zinsen bringen. Es klappt natürlich nicht immer, aber wir müssen es immer wieder versuchen", so Lojewski in seinem Patenaufruf.
Jedes Jahr unterstützt "Brot für die Welt" etwa 800 Partnerorganisationen in 77 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas. Das evangelische Hilfswerk besteht seit mehr als 50 Jahren.
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