Hannoverscher Stadtsuperintendent erinnert an Opfer der Reichspogromnacht

Nachricht 14. November 2010

Hannover (epd). Der hannoversche Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann hat am Sonntagabend in der Marktkirche an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 erinnert. "Es ist eine gute und - gerade angesichts des bis heute entsetzlichen Grundes - eine wertvolle Tradition, in der zentralen Stadtkirche Hannovers der Gräuel der Reichspogromnacht am 8. November 1938 zu gedenken", sagte der evangelische Theologe bei einem Konzert anlässlich der "Niedersächsischen Tage der Jüdischen Musik 2010".

Es bleibe eine schmerzende Wunde, dass damals in aller Öffentlichkeit und vor aller Augen die Lieder des jüdischen Glaubens grausam zum Verstummen gebracht worden seien, sagte Heinemann. "Die Synagogen wurden verbrannt, die Thoraschreine geschändet, die Menschen gequält und entrechtet, verschleppt und ermordet." Die jüdischen Gotteshäuser fehlten, und die Lücken erinnerten für immer an das bis heute schier unfassbare Geschehen. Es seien jedoch nicht nur Steine und Architekturkunst zerstört worden. Es schmerze zutiefst, dass fast alles jüdische Leben ausgelöscht, ermordet und planmäßig vernichtet worden sei.

Die Synagogen seien zuvor als "Häuser der Freude, des Glaubens und der nach Jahrhunderten endlich gewonnenen Freiheit weithin sichtbar errichtet worden". Neben den christlichen Kirchen sowie den Opernhäusern und Palästen hätten sie zu den schönsten Orten in den Städten gezählt, sagte Heinemann. Mit der synagogalen Musik des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik unter der Leitung von Andor Izsak erklinge diese Kunst des Glaubens wieder: "Dass die jüdischen Gemeinden bei uns und mit uns leben, dass ihre große Kultur und heute ihre Musik hier lebendig sind, können wir nur als wunderbares Geschenk begreifen."

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14.11.2010