Stellvertretender Landesbischof Jantzen erinnert an Not der Flüchtlinge

Nachricht 31. Oktober 2010

Hannover/Lüneburg (epd). Der stellvertretende hannoversche Landesbischof Hans-Hermann Jantzen hat am Reformationstag an die Not der Flüchtlinge erinnert. Etwa 12.000 Menschen seien bisher auf den Weg von Afrika nach Europa ertrunken, "mitten im Urlaubsparadies Mittelmeer", sagte er in seiner Predigt am Sonntag in Lüneburg. "Ein himmelschreiendes Unrecht und ein eklatanter Widerspruch zu unseren christlichen Werten, auf die wir uns so gern berufen." Der Lüneburger Regionalbischof führt seit dem Rücktritt der früheren hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann als "Bischofsvikar" die bischöflichen Amtsgeschäfte in Deutschlands größter Landeskirche fort.



Luthers reformatorische Erkenntnis, dass Gott alle Menschen ohne Bedingung liebe, führe zum Handeln gegen materielle und seelische Not, unterstrich Jantzen. "Dazu gehört, Einspruch zu erheben überall da, wo wir in den westlichen Gesellschaften unsere Lebensverhältnisse verteidigen und denen die Tür vor der Nase zuschlagen, die für sich etwas mehr Freiheit, Sicherheit und Würde suchen." Darum sei es gut, dass sich Christen in die Integrationsdebatte einmischten und nicht denen das Feld überließen, die am rechten Rand der Gesellschaft zündelten. Und darum sei es auch gut, dass ein Vertreter der Landeskirche in der Härtefallkommission des Landes Niedersachsen mitarbeite und dort immer wieder humanitäre Maßstäbe anmahne.



Die Botschaft, dass sich niemand sein Heil selbst verdienen müsse, sei heute unvermindert aktuell, sagte der Regionalbischof. "Wir stehen heute mindestens unter einem so großen Leistungsdruck wie die Menschen zu Luthers Zeiten, wenn auch nicht religiös motiviert." Viele Menschen litten darunter, manche zerbrächen sogar, auch in der Kirche. Die Kirche müsse deshalb die befreiende Kraft der lutherischen Erkenntnis wiedergewinnen. Diese könne sie dann auch beherzt dem "Halloween-Spuk" entgegensetzen. Jantzen amtiert als "Bischofsvikar" bis zur Wahl eines neuen Landesbischofs Ende November.



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31.10.2010