Verbände kritisieren Pläne zum freiwilligen Zivildienst

Nachricht 25. August 2010

Hannover (epd). Sozialpolitische und kirchliche Verbände haben die Pläne von Bundesfamilienminsterin Kristina Schröder (CDU) für einen freiwilligen Zivildienst kritisiert. Dieser möglicherweise besser bezahlte Dienst könne dem Freiwilligen Sozialen Jahr Konkurrenz machen, erklärte der Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr am Mittwoch in Hannover. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland wandte sich gegen "Parallelstrukturen".

Ähnlich hatte sich zuvor bereits die Diakonie in Niedersachsen geäußert. Ministerin Schröder hatte sich für einen freiwilligen Zivildienst ausgesprochen, falls die Wehrpflicht ausgesetzt wird. Die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer forderte unterdessen einen sofortigen Einberufungsstopp für Wehr- und Zivildienstleistende.

Der Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr warnte, ein freiwilliger Zivildienst könne bestehende Freiwilligendienste existenziell gefährden. Die Organisation verbindet bundesweit rund 250 Träger, die jährlich rund 37.000 Menschen in ihrem freiwilligen Jahr begleiten. Geschäftsführer Martin Schulze warf der Bundesregierung vor, sie wolle mit dem freiwilligen Zivildienst bisherige Verwaltungsstrukturen wie das Bundesamt für Zivildienst erhalten. Er forderte die Bundesregierung zu Gesprächen mit Vertretern der Jugendfreiwilligendienste auf, um nach einem gemeinsamen Weg zu suchen, die Dienste auszubauen.

Auch die Evangelische Jugend plädierte dafür, die bestehenden Freiwilligendienste auszubauen. Das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr und die Friedensdienste seien bei jungen Menschen sehr beliebt, sagte Generalsekretär Mike Corsa am Mittwoch in Hannover. Kirche und Diakonie könnten den Bedarf derzeit nicht decken. Sie könnten die Zahl ihrer Plätze von 7.000 auf bis zu 60.000 erhöhen. "Eine Ausweitung wäre sofort machbar, wenn die notwendigen Finanzen zur Verfügung ständen", sagte Corsa.

Der Geschäftsführer der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer, Peter Tobiassen, sagte in Bockhorn bei Wilhelmshaven, Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe einer pflichtmäßigen Einberufung zur Bundeswehr bereits faktisch die Grundlage entzogen, indem er der Koalition empfohlen habe, den Wehrdienst auf eine freiwillige Basis zu stellen. Die Zentralstelle empfahl jungen Männern, sich mit allen Mitteln gegen eine Einberufung zu wehren.

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25.8.10