Bischöfe setzen sich für Schwerstbehinderte ein

Nachricht 21. August 2010

Braunschweig (epd). Die niedersächsischen Bischöfe Friedrich Weber und Norbert Trelle haben am Sonnabend in Braunschweig einen ökumenischen Gottesdienst mit schwerst- und mehrfachbehinderten Menschen gefeiert. Der evangelische Landesbischof Weber warnte davor, diesen Personenkreis aus der Gesellschaft auszugrenzen und ihn vor allem als Kostenfaktor zu sehen. Zu der Feier im Braunschweiger Dom unter dem Motto "Gebt Zeugnis von Eurer Hoffnung" hatten die Evangelische Stiftung Neuerkerode und der katholische Röderhof bei Hildesheim eingeladen. Mehr als 70 der fast 600 Teilnehmer saßen oder lagen im Rollstuhl.

Weber und sein katholischer Amtskollege Trelle appellierten in einer anschließenden Pressekonferenz an das Land Niedersachsen, den Personalschlüssel in Einrichtungen für Behinderte zu verbessern. Tagsüber sei zur Zeit ein Mitarbeiter für fünf Schwerstbehinderte zuständig. Wer einmal versucht habe, mit fünf Kindern über eine Ampel zu gehen, solle sich vorstellen, dies mit fünf Menschen im Rollstuhl mit einem hohem Hilfebedarf zu leisten, sagte Bischof Weber.

Der Direktor der Stiftung Neuerkerode, Rüdiger Becker, kritisierte, dass die Schwerstbehinderten in der Debatte um die Integration Behinderter kaum vorkämen. Aber auch für sie gelte die Behinderten-Konvention der Vereinten Nationen mit dem "Recht auf Teilhabe" an der Gesellschaft. Der Gottesdienst in der Innenstadt sei eine "logistische Meisterleistung" gewesen, sagte Becker. 70 Menschen mit Rollstühlen seien nach Braunschweig transportiert worden. Öffentliche Toiletten für Behinderte hätten nur im Rathaus und im Landesmuseum zur Verfügung gestanden. Dies zeige, wie weit die Strukturen noch vom Recht auf Teilhabe entfernt seien.

Norbert Denecke vom Heimbeirat der Stiftung sagte, langfristig müssten Schwerstbehinderte unter Nichtbehinderten leben könnten. Doch selbst die öffentlichen Verkehrsmittel seien dafür noch nicht ausreichend geeignet. Viele Menschen seien noch nicht bereit, Schwerstbehinderte in der Gemeinschaft zu dulden, bedauerte der Bürgervertreter. Die Gesellschaft müsse sich mehr öffnen.

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21.8.10