2.000 Teilnehmer chillen und diskutieren beim sommerlichen Mammuttreffen der evangelischen Jugend in Verden

Nachricht 06. Juni 2010

Von Dieter Sell (epd)

Verden (epd). Da könnte in der Qual der Wahl Stress aufkommen. Mehr als 120 Veranstaltungen stehen auf dem Programm des Landesjugendcamps der hannoverschen Landeskirche in Verden bei Bremen. Doch Sven entscheidet sich bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad Celsius erst einmal für eine chillige Auszeit unter der Solardusche. "Heißes Wasser - cooles Feeling", freut sich der 17-Jährige über die willkommene Erfrischung. Mit ihm sind knapp 2.000 Teilnehmer von Freitag bis Sonntag zum Mammuttreffen der evangelischen Jugend nach Verden gekommen.

Auf dem Gelände des Sachsenhains in Verden-Dauelsen leuchtet eine bunte Zeltstadt unter strahlend blauem Himmel. 200 Zelte sind da unter dem Motto "Die Zeit (b)rennt" zusammengekommen - vom Minipack über die Pfadfinder-Jurte bis zur Großbühne vor der Campplaza. "Inhaltlich geht?s hier um Themen, die uns unter den Nägeln brennen", sagt Lena Borgers aus dem ostfriesischen Norden. Als Vorsitzende der Landesjugendkammer der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers steht sie an der Spitze eines ehrenamtlichen Vorbereitungs-Teams mit 300 Leuten.

Fragen etwa zur sozialen Gerechtigkeit und zum Rechtsextremismus bestimmen genauso wie ganz persönliche Themen und einfach der Spaß an der Begegnung Musik, Spiel, Sport und Gottesdienste. Umweltbewusstes Handeln zieht sich wie ein roter Faden durch die Tage. Nach Jahren steigender Stromverbräuche wollen die Organisatoren mit Angeboten wie der Solardusche gegensteuern und den Jugendlichen ein gutes Beispiel geben. Auf dem Camp feiert die mobile Anlage ihre Premiere, die Auszubildende der Berufsbildenden Schulen Wilhelmshaven gebaut haben: Ein Solarkollektor mit 40 Vakuumröhren heizt in einem Durchgang 800 Liter Wasser so auf, dass es jeweils für 100 Leute reicht.

Aber auch weniger Autos bei der Anreise, LED-Lampen auf dem Gelände, Druckkopfwasserhähne, ein ausgeklügeltes Müll-Entsorgungssystem und kaum Speisereste sollen die Öko-Bilanz aufbessern. Das alles dient dem Komfort eines Camps, das alle zwei Jahre organisiert wird. Es ist in erster Linie so etwas wie ein Familientreffen der evangelischen Jugend, die nach Angaben von Landesjugendpastorin Cornelia Dassler mit 10.000 Ehrenamtlichen zu den größten Jugendverbänden in Niedersachsen gehört. Lena Borgers bringt es so auf den Punkt: "Am Ende zählt das Gefühl: Uns verbindet was."

Die Gemeinschaft entsteht nicht nur bei Diskussionen über Afghanistan, in der "Zeitmaschine", im Bistro "Auszeit", bei den "Zeitschenkern" oder beim "Flashmob". Viele machen sich trotz Riesenprogramm keinen Stress, sonnen sich oder kühlen die müden Füße im Pool. Bei der Hitze ist die angesagte Mode bunt und knapp. T-Shirts mit Sprüchen wie "Glauben macht schön" und "Hoffst Du noch oder glaubst Du schon?" gehören zu den Hinguckern. Manchmal wird es auch politisch: "Wenn Krieg die Antwort ist, stellen wir die falschen Fragen" ist da auf schwarzem Stoff zu lesen.

Am Ende verabschiedet der ostfriesische Regionalbischof Detlef Klahr die Jugendlichen und bittet sie, im Glauben an Gott offenzubleiben für Veränderungen. "Das fehlte gerade noch, dass alles so bleibt wie es ist", predigt am Sonntag der leitende Theologe im Schlussgottesdienst. "Lasst uns an das Wunder glauben, dass Frieden möglich wird in Afghanistan und anderswo, dass die Natur bewahrt wird, am Golf von Mexiko und anderswo, dass die Lebensmittel dieser Erde gerecht verteilt werden für die Armen in anderen Ländern und auch bei uns."

Internet: www.lajucamp.de

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