„Michaelis-Erklärung“ in Hildesheim unterzeichnet

Nachricht 06. Juni 2010

„Wir sind eins in Christus, verschieden in unseren kirchlichen Traditionen“, sagte Superintendent Helmut Aßmann am Sonntag, dem 6. Juni, bei der Begrüßung zum ökumenischen Abschlussgottesdienst des europäischen Michaelisfestes in Hildesheim. Die in der Michaeliskirche versammelten Gläubigen vereinte noch eine andere Leitfigur: Der Namens- und Schutzpatron ihrer jeweiligen Gemeinde ist der Erzengel Michael.



Das 1000-jährige Gründungsjubiläum der Weltkulturerbe-Kirche St. Michaelis in Hildesheim war der Anlass, Michael-Delegationen aus allen Teilen Europas einzuladen. Gemeinden und Bewegungen aus Serbien, Dänemark Lettland, Estland, Irland, Österreich und Deutschland folgten dem Ruf, Delegationen aus Italien und Großbritannien waren kurzfristig verhindert und sandten ihre Grüße.



Beim Gottesdienst unter der gemeinsamen Leitung des Metropoliten Augoustinos als Vertreter des Ökumenischen Patriarchats Konstantinopel, des evangelischen Landesbischofs und Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Prof. Dr. Friedrich Weber, und des katholischen Bischofs von Hildesheim Norbert Trelle schworen sich die Teilnehmer auf eine Nachfolge der Werte ein, für die der Erzengel Michael steht. Sie sind in der „Michaelis-Erklärung“ festgehalten, die Vertreter aller Delegationen im Gottesdienst feierlich unterzeichneten. „In Gebet und Tat haben wir einzig zum Ziel, der Würde des Menschen und der Ehre Gottes zu dienen“, heißt es darin. Die Michaelis-Gemeinden treten ein „gegen jede wissenschaftliche, moralische oder politische Anmaßung, selber Herr des Lebens sein zu wollen und es den eigenen Interessen zu unterwerfen“. Weiter wollen sie sich unter anderem für das christliche Erbe in Europa und gegen das Vergessen der Geschichte einsetzen, ebenso für die Freiheit der Religionsausübung und gegen das Misstrauen zwischen den Religionen.



Eine erste Gelegenheit, Worte mit Taten zu verbinden, hatte es bereits beim Michaelisfest gegeben. Eine nicht verbotene Neonazi-Kundgebung fand am zweiten Tag des Festes parallel zu einem Ökumenischen Mittagsgebet statt und gab der gesamten Konferenz eine politische Prägung. Mit der Aktion „Engel gegen rechts“ hatten die Kirchen tausende von Menschen zu einer Gegenbewegung motiviert.



In seiner Predigt erinnerte Landesbischof Weber an die Zerstörung der Hildesheimer Michaeliskirche im Zweiten Weltkrieg – die ihre Ursache nicht zuletzt in dem Unheil gehabt habe, das von Deutschland aus über die halbe Welt gekommen sei. Der Erzengel Michael stehe für den Kampf gegen Dämonen jeder Art, es gelte wachsam zu bleiben: „In der Gefahr, diesen Dämonen zu folgen, stehen wir immer wieder.“ Die in der „Michaelis-Erklärung“ festgehaltene Gemeinschaft soll fortwirken, auch in jährlichen ökumenischen Gottesdiensten zum Michaelistag. Superintendent Aßmann sagte: „Wir bitten Gott: Lass uns die Einheit, die wir erfahren haben, bewahren und vertiefen.“




6.6.2010