Hildesheim (epd). Das Europäische Michaelisfest in Hildesheim wird an diesem Wochenende von einen geplanten Neonazi-Aufmarsch überschattet. Der evangelische Superintendent Helmut Aßmann sagte am Freitag dem epd: "Wir lassen uns das Fest nicht beeinträchtigen." Dennoch dürfe der rechte Aufmarsch am Sonnabend nicht ignoriert werden. Er selbst werde mit einem weißen Kollarhemd als Kirchenvertreter an der Gegendemonstration des "Bündnisses gegen Rechts" teilnehmen.
Das Michaelisfest bis zum Sonntag gilt den Angaben zufolge als Höhepunkt des 1.000-jährigen Bestehens der Michaeliskirche, die zum Weltkulturerbe zählt. Es werden Vertreter der anglikanischen Kirche in England und der griechisch-orthodoxen Kirche aus insgesamt neun Nationen erwartet. Den Abschluss bildet ein ökumenischer Gottesdienst, in dem die "Hildesheimer Erklärung Michaelis 2010" unterzeichnet werden soll. In diesem Aufruf wollen Christen "Position gegen wissenschaftliche, moralische oder politische Anmaßungen beziehen".
Die Polizei hat einem Sprecher zufolge 1.500 Beamte aus zahlreichen Bundesländern zusammengezogen, um ein Zusammentreffen der Neonazis mit den Gegendemonstranten zu verhindern. Dazu stünden Hundestaffeln, berittene Staffeln, Wasserwerfer und ein Hubschrauber bereit. Erwartet werden rund 400 Neonazis und bis zu 4.000 Gegendemonstranten. Die Gegendemonstranten tragen als Zeichen ihres Protestes weiße T-Shirts mit der Aufschrift "Engel gegen Rechts".
Aßmann rief zu einem Bündnis demokratischer Kräfte auf, um künftigen rechten Aufmärschen mit mehr Fantasie begegnen zu können. "Wir müssen aus der reaktiven Rolle rauskommen und uns vorbeugend zusammenschließen." Er denke dabei an ein Netzwerk aus Kirche, Politik, Gewerkschaften, und Bildung.
Eine Sprecherin der Stadt bedauerte den rechten Aufmarsch. Die Stadt habe ihn jedoch nicht verbieten können, weil ihr aufgrund des Demonstrationsrechtes die Hände gebunden seien. "Wir müssen uns an die Gesetze halten."
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4.6.2010