Emden (epd). Die Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek soll am 30. April mit einer Feier wieder neu eröffnet werden. Die in wirtschaftliche Not geratene Spezialbibliothek des reformierten Protestantismus habe bereits am 1. Februar unter neuer Leitung den wissenschaftlichen Betrieb wieder aufgenommen, sagte am Dienstag der Sprecher der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer, Ulf Preuß. Die Bibliothek musste ein Jahr lang schließen, weil unter der Leitung des ehemaligen Direktors Walter Schulz das Stiftungsvermögen von rund 8,4 Millionen Euro auf 1,6 Millionen Euro abgeschmolzen war.
Als Gäste werden Preuß zufolge der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Thomas Wipf aus Bern, und der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, aus Hannover erwartet. Der Münsteraner Theologieprofessor Michael Beintke werde einen Vortrag halten. Am gleichen Tag werde auch der wissenschaftliche Beirat der Bibliothek seien Arbeit aufnehmen. Zehn Wissenschaftler, darunter Forscher aus den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz, sollen den neuen wissenschaftlichen Leiter der Bibliothek, Pastor Marius Lange van Ravenswaay, beraten.
Die EKD und ihre Gliedkirchen hatten im Januar das Stiftungsvermögen der Bibliothek durch eine Finanzhilfe von rund sieben Millionen Euro wieder auf den alten Stand von etwa 8,4 Millionen gebracht. Als Anschubfinanzierung hatte die EKD zusätzlich 200.000 Euro bereitgestellt. Das Stiftungskapital wird nun von der EKD verwaltet. Die Bibliothek gilt als weltweit bedeutendste Sammlung für den reformierten Protestantismus.
Gegen den ehemaligen Direktor Schulz laufen weiterhin mehrere Gerichtsverfahren. Das Auricher Landgericht verurteilte ihn im vergangenen Oktober wegen Untreue in acht Fällen zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro. Allerdings haben Verteidigung und Staatsanwaltschaft Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt.
Außerdem hat das Kuratorium der Bibliothek Klage eingereicht, um verloren gegangenes Stiftungskapital auf juristischem Wege zurückzufordern. Auch ein arbeitsrechtliches Verfahren um die Kündigungen Schulzes ist noch anhängig. Im Januar hatte das Landgericht Aurich Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Entlassung geäußert. Die Stiftungsaufsicht hatte Schulz im September 2008 fristlos gekündigt.
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epd lnb jön mil/23.3.2010
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