Ethikexperte diskutieren Lebensende

Nachricht 07. März 2010

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Ethikexperten haben am Wochenende im Kloster Loccum bei Nienburg über die Entscheidungen und den Patientenwillen am Lebensende diskutiert. Die Ärztin und Direktorin des Zentrums für Gesundheitsethik der hannoverschen Landeskirche, Andrea Dörries, warb für ethische Fallbesprechungen, falls der Wille des Patienten nicht eindeutig ist. "Sterben ist nicht im Detail standardisierbar, sondern persönlich und häufig unvorhersehbar", sagte sie bei der 13. Loccumer Hospiztagung.

Dörries sagte, wenn der Patient seinen Willen am Lebensende nicht mehr eindeutig selbst äußern kann, seien alle Entscheidungen Unsicherheiten geprägt. Dann gehe es um den mutmaßlichen Willen des Patienten und die Frage, ob sich sein Wille, den er etwa in einer Patientenverfügung vor langer Zeit geäußert hat, geändert hat. "Häufig wissen die Beteiligten nicht, ob sie richtig handeln." In gemeinsamen Gesprächen mit den Angehörigen, Pflegenden, Ärzten und Hospizbegleitern, sollten dann Vereinbarungen getroffen werden, die alle Beteiligten mittragen könnten und entlasten. 

Der Göttinger Theologieprofessor Reiner Anselm forderte, die Entscheidungen am Ende eines Lebens stärker an dem Lebensentwürfen des Patienten zu orientieren. Solle die Würde des Menschen bis zuletzt geachtet werden, "dann muss die Gestaltung des Sterbens bis hin zum Herbeiführen des eigenen Todes gerade als Respekt vor der Würde des Einzelnen auch im Sterben gedeutet werden".

Der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gerhard Wegner, warnte vor neuen gesellschaftlichen Strömungen, die in der immer größer werdenden Zahl alter Menschen eine Bedrohung für die weniger werdenden jungen Menschen sehen. "Mit einer noch vor kurzem ungeahnten Resonanz melden sich nun die Protagonisten der Euthanasie, des assistierten Suizids und ähnlicher Ideen zu Wort." Es gehöre zu den künftigen Herausforderungen der Hospizbewegung, sich gegen diese populären Forderungen zu wehren.

Der Ethikexperte der hannoverschen Landeskirche, Superintendent Ralph Carbonnier plädierte für eine bessere Zusammenarbeit der vor allem von Ehrenamtlichen geprägten Hospizarbeit und der von Ärzten und professionellen Pflegekräften praktizierten Palliativmedizin. Beide Seiten stünden sich mit ihren jeweiligen Ansprüchen oft gegenüber, gerade weil sie das Beste für die Patienten wollten. Die "Königsklasse" sei erreicht, wenn Professionelle und Ehrenamtliche gemeinsam die Behandlungs- und Begleitungsplanung erarbeiten könnten, sagte der Theologe. 

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