Immer mehr Menschen mit Traumatisierung suchen Hilfe

Nachricht 19. Februar 2010

Hannover (epd). Immer mehr Menschen mit psychischen Traumatisierungen suchen Hilfe in Beratungsstellen der evangelischen Kirche in Niedersachsen. Dahinter verberge sich ein belastendes Ereignis wie eine Gewalterfahrung oder ein schwerer Unfall, das nicht verarbeitet werden konnte, sagte Hans-Günter Schoppa von der Hauptstelle für Lebensberatung am Freitag bei der Jahrestagung der Berater in Hannover dem epd. Von mehr als 20.000 Menschen, die sich jährlich an die 31 Lebensberatungsstellen der hannoverschen Landeskirche wendeten, sei etwa jeder fünfte davon betroffen.



Weitere Ursachen seien belastende Erlebnisse in der Kindheit, aber auch schwere körperliche Krankheiten, Mobbing oder unerwartete Arbeitslosigkeit, erläuterte der Leiter des Evangelischen Beratungszentrums Hannover, Axel Kreutzmann. Eine Traumatisierung könne sich in Schlaflosigkeit, Essstörungen aber auch in Suizidgedanken äußern. "Immer mehr Menschen trauen sich, darüber zu sprechen."



Teilweise liege das schlimme Erlebnis lange zurück, ergänzte Karin Jakubowski vom Sprecherrat der Beratungsstellen. So gebe es zunehmend ältere Menschen, die nach dem Eintritt in den Ruhestand Probleme bekämen. "Im Hintergrund stehen traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit während des Krieges." Es breche auf, worüber lange Zeit nicht gesprochen werden durfte, sagte Jakubowski, deren Beratungsstelle in Winsen bei Hamburg eigene Gruppen für "Kriegskinder" angeboten hat. "In der Aufbauzeit nach dem Krieg mussten die Menschen funktionieren."



In Hannover waren 110 Mitarbeiter aus den Beratungsstellen zu ihrer Jahrestagung zum Thema "Trauma" zusammengekommen. Nach wie vor sei die Nachfrage nach psychologischer Hilfe insgesamt groß, sagte Kreutzmann. Viele Beratungsstellen gerieten an Kapazitätsgrenzen.



Vor allem Menschen mit Beziehungsproblemen wenden sich nach der Statistik der Einrichtungen an die Beratungsstellen. Trennung oder Scheidung war demnach der häufigste Anlass dafür, Hilfe zu suchen. Auch, wenn in der Erziehungsberatung die Kinder im Mittelpunkt standen, ging es in jedem fünften Fall um die Trennung der Eltern.



19.2.2010

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