Verden (epd). Der evangelische Kirchenkreistag Verden will mehr Geld für die Kirchengemeinden in der hannoverschen Landeskirche. Ein in der vergangenen Woche beschlossenes Impulspapier solle im November in die hannoversche Landessynode eingebracht werden, bestätigte der Verdener Superintendent Dieter Rathing am Dienstag dem epd. Die Landeskirche kritisierte mittlerweile das Papier mit dem Titel "Die Sache vom Kopf auf die Füße stellen".
Den Kirchengemeinden fehlten zunehmend die Mittel, um ihrem Auftrag gerecht zu werden, sagte der Mitverfasser des Impulspapieres, Pastor Ralf Görnandt aus Dörverden. Die Pastoren seien mit ihren normalen Amtshandlungen wie Gottesdiensten, Beerdigungen und Konfirmandenunterricht völlig ausgelastet. Für eine zukunftsweisende seelsorgerlich-missionarische Arbeit bleibe kaum Zeit. "Was bei den Gemeinden ankommt, ist zu wenig. Sie müssen mehr von den Einnahmen der Landeskirche erhalten", sagte der Pastor.
Görnandt errechnete, dass von den Einnahmen der Landeskirche rein statistisch etwa 160 Euro pro Jahr auf ein Gemeindemitglied entfalle. Damit könnten in einer 2.000 Mitglieder großen Gemeinde bequem ein Pastor, eine halbe Diakonenstelle, ein Kirchenmusiker und ausreichende Technikerstunden bezahlt werden. Tatsächlich komme am Ende jedoch nur deutlich weniger als die Hälfte des Geldes bei den Gemeinden an, sagte der Pastor.
Der für das Finanzsystem der hannoverschen Landeskirche zuständige Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch wies die Forderungen als "nicht zutreffend" zurück. Bereits seit Jahresbeginn gelte ein neues Verteilungssystem, dass gerade die Landgemeinden stärke. Schließlich sei die Ortsgemeinde die wichtigste Form der Kirchengemeinde. Von den für dieses Jahr veranschlagten rund 576 Millionen Euro Einnahmen der Landeskirche gingen darum auch etwa 431 Millionen Euro an die Kirchenkreise und Gemeinden.
Mainusch zufolge beachtet das Impulspapier nicht genügend die übergemeindlichen Aufgaben der Kirche. Die Krankenhausseelsorge, die Schulpfarrämter oder die Kulturarbeit an großen Kirchen gewönnen in einer sich wandelnden Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Auch müsse ein finanzieller Spielraum bleiben, um die alten Kirchen zu erhalten. Die Sanierung der Johanneskirche in Göttingen etwa habe sieben Millionen Euro gekostet. Werde die ganze Bauzuweisung an die Gemeinden aufgeteilt, sei so etwas nicht mehr zu leisten.
Laut Görnandt haben die Kirchenkreise Holzminden-Bodenwerder und Bleckede bereits ihre Unterstützung für das Papier signalisiert. Der Kirchenkreis Syke-Hoya dagegen habe es abgelehnt, sich damit zu beschäftigen. Zur hannoverschen Landeskirche mit knapp drei Millionen Mitgliedern gehören insgesamt 57 Kirchenkreise. Mit 23 Gemeinden zählt der Kirchenkreis Verden zu den größeren der Landeskirche.
Internet: www.verden-info.de/kirche
epd lnb jön mig / 22.9.2009
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