Hannover (epd). Rund 3.500 Menschen haben am Sonnabend in Hannover friedlich gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD demonstriert. Die Polizei sprach in ihrer Bilanz von 3.000 Teilnehmern, die Veranstalter von 4.000. Bei einer Kundgebung am Rand der Innenstadt forderte der Präsident des Fußball-Bundesliga-Clubs Hannover 96, Martin Kind, ein Verbot der NPD. "Ich kann nicht erkennen, warum der Steuerzahler diese Partei mit diesem unwürdigen Denken zu finanzieren hat", sagte er. Kind unterstützte damit einen Aufruf von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Am Nachmittag zogen rund 270 Anhänger der NPD mit Fahnen, Sprechchören und einem Lautsprecherwagen durch die hannoversche Südstadt. Mit an der Spitze war der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Jürgen Rieger. Anwohner und NPD-Gegner empfingen die Rechtsradikalen mit Protesten und "Nazis raus"-Rufen. Der Aufmarsch verlief den Angaben zufolge ohne besondere Zwischenfälle.
Bei der Gegendemonstration sagte Fußball-Präsident Kind, Rechtsextremismus sei eine Gefahr für die Gesellschaft und führe zu Diktatur, Rassenwahn und Krieg. Hannover 96 habe deshalb in seiner Satzung das Engagement gegen Rassismus und Gewalt festgeschrieben, um ein deutliches Zeichen gegen Rechts zu setzen. "Wir brauchen keinen braunen Mob", sagte Kind: "Wir bleiben bunt und erfolgreich."
Zu der Demonstration unter dem Motto "Bunt statt braun" hatte ein Bündnis aus rund 100 Parteien, Verbänden, Kirchen, Gruppen und Initiativen unter Federführung des Deutschen Gewerkschaftsbundes aufgerufen. Im Namen der Christen in der Stadt sagte der katholische Propst Martin Tenge, die Gesellschaft dürfe nicht zulassen, dass rechtsextremes, verblendetes Gedankengut die Oberhand gewinne: "Braune Soße darf in unseren Köpfen keinen Platz finden."
Tenge sprach von einer "Christenpflicht zum Widerstand" gegen den Rechtsextremismus. Gewerkschaften und Kirchen, die sonst oft unterschiedlicher Meinung seien, hätten den gemeinsamen Auftrag, die Grundrechte der Menschen zu verteidigen. Die Kirchen ließen in allen Kirchen im Umfeld des NPD-Aufmarsches die Trauerglocken läuten und
luden zu einer Friedensandacht ein.
Der Präsident der Region Hannover, Hauke Jagau (SPD), rief dazu auf, der Ausgrenzung von Zuwanderern entgegenzutreten: "Hier gibt es keinen Platz für die Ewiggestrigen." In und um Hannover habe jeder zehnte Bewohner einen Migrationshintergrund, insgesamt 120.000 Menschen: "Wir sind eine bunte Gesellschaft, und das wollen wir auch sein."
epd lnb mig / 13.9.20009
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