Landeskirche Schaumburg-Lippe feiert Reformationsjubiläum / Landesbischöfin Käßmann hält Festvortrag

Nachricht 22. August 2009

Bückeburg (epd). Mit einem dreitägigen Fest unter freiem Himmel hat die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe am Wochenende ihr 450-jähriges Reformationsjubiläum gefeiert.

Zum Auftakt des Reformationsjubiläums in Bückeburg kamen rund 2.000 Menschen zu einem Open-Air-Konzert des Sängers Heinz-Rudolf Kunze und der Band "Purple Schulz". Rund 500 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Landeskirche hatte zwischen zwei Bühnen in der Bückeburger Innenstadt eine Info-Meile mit zahlreichen Ständen aufgebaut. Auf den Bühnen konnten die Besucher Jazz, Rock, Pop, Gospel und Klassik sowie historische Theateraufführungen erleben. 

Der schaumburg-lippische Landesbischof Jürgen Johannesdotter sprach von einem "lebensfrohen Kirchenfest" und hob die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen hervor. Die Kirche lebe nicht nur von ihren Pfarrern, sagte er: "Wir sind eine Gesamtbewegung, das ist das evangelische Prinzip, und das kann man hier sehen." Johannesdotter (65) geht um Oktober in den Ruhestand und wird sein Amt an den jetzigen ostfriesischen Superintendenten Karl-Hinrich Manzke weitergeben.

In einem Festvortrag bezeichnete die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann das bevorstehende 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017 als Ereignis von internationaler Tragweite. Das Gedenken an Martin Luthers Protest gegen den katholischen Ablasshandel werde zahlreiche Touristen nach Deutschland locken: "400 Millionen Protestanten weltweit sind ein hohes Potenzial, allein die USA mit 156 Millionen sind ein großer Markt." Das Internet-Portal www.luther2017.de werde eine wichtige Plattform werden.

Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben. Dies gilt als Ursprung der evangelischen Kirche. Käßmann plädierte für eine kritische Würdigung Martin Luthers anlässlich des Jubiläums. "Luther-Jubiläen sind heikle Zeitpunkte", sagte sie. So sei der Reformator bei den Feiern der vergangenen Jahrhunderte aus dem jeweiligen Zeitgeist heraus als früher Aufklärer, als nationaler Held oder als Retter aus der Not gefeiert worden. Ein "Kult um Luther" sei aber verfehlt. Stattdessen gelte es, die Botschaft des evangelischen Glaubens für heute deutlich zu machen.

Luthers Verfehlungen wie seine antijüdischen Äußerungen am Ende seines Lebens dürften bei dem Jubiläum nicht ausgeblendet werden, sagte die Bischöfin: "Ich bin überzeugt, der Protestantismus in Deutschland, das Luthertum weltweit, ist souverän genug, die Schattenseiten ihres großen Vorbildes nicht auszublenden." Das Reformationsjubiläum biete auch einen Anlass, neu mit der katholischen Kirche ins Gespräch zu kommen: "Luther hat zwar heftig gegen die Papisten gewettert, aber er war doch auch Katholik", betonte Käßmann. Er habe seine eigene Kirche reformieren, aber nicht spalten wollen: "Bei aller Differenz verbindet uns mehr, als uns trennt."

Bei einer Talkshow vor der Stadtkirche sagte der niedersächsische CDU-Vorsitzende David McAllister, die evangelischen Denkschriften seien für ihn eine wichtige Orientierung für seine politische Arbeit: "Die Kirche ist dafür da, die großen Leitlinien vorzugeben und Fragen von Ethik und Moral zu behandeln."

Wenn es aber ins "Kleinklein der Tagespolitik" gehe, sollten die "Kirchenfürstinnen und Kirchenfürsten" sich lieber zurückhalten, sagte McAllister: "Da wird es immer unterschiedliche Meinungen geben." Wann welche Beratungsvorlage zu bearbeiten sei, wüssten die Politiker selbst.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), sagte auf der Talk-Bühne, durch seine Kindheit in einem evangelischen Pfarrhaus habe ihn der christliche Glaube stark geprägt. "Grundwerte wie Respekt, Fürsorge und Mitverantwortung sind für mich eine Konstante." Sie seien auch für seine politische Arbeit leitend. Edathy wuchs als Sohn eines aus Indien stammenden Pfarrers in Hannover und Steyerberg bei Nienburg auf und vertritt die Mittelweser-Region als SPD-Abgeordneter im Bundestag.

Mit dem Fest erinnerte die Landeskirche an die Anfänge des evangelischen Glaubens in der Region vor 450 Jahren. Am 5. Mai 1559 ließ Graf Otto IV. in der damaligen Grafschaft Schaumburg zwischen Weser und Steinhuder Meer die Reformation einführen. Heute ist Schaumburg-Lippe mit rund 61.000 Mitgliedern in 22 Gemeinden auf dem Gebiet eines halben Landkreises die nach Mitgliedern zweitkleinste und der Fläche nach kleinste evangelische Landeskirche in Deutschland.

Internet:

www.landeskirche-schaumburg-lippe.de

epd lnb mig mir/22.8.2009

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