Hannover (epd). Kinder und Jugendliche werden nach Erfahrungen der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann in der Schule immer öfter wegen Armut ausgegrenzt. Sie könnten bei Statussymbolen wie Kleidung, Handys oder Computern nicht mithalten, sagte die Bischöfin am Dienstag in Hannover: "Jedes dritte Kind sagt, dass es deswegen gehänselt wird. Sie schämen sich dafür, das ist bitter."
Die Bischöfin enthüllte in Hannover in zehn Metern Höhe auf einem Hubwagen stehend (Foto) ein Großplakat an der Marktkirche, mit dem die evangelische Landeskirche für ihre Initiative gegen Kinderarmut werben will. Im vergangenen Jahr hatte die Kirche rund eine Million Euro als Anschubfinanzierung für Einzelprojekte vor Ort zur Verfügung gestellt.
Bundesweit lebe jedes sechste Kind unter 15 Jahren unter der Armutsgrenze, das seien allein in Niedersachsen rund 200.000 Kinder, erläuterte Käßmann. In manchen Städten des Landes litten bis zu 30 Prozent der Bevölkerung unter Armut, sagte die Bischöfin der größten deutschen Landeskirche. Viele von ihnen könnten in den Ferien nicht in den Urlaub fahren. Auch Besuche im Kino oder im Schwimmbad seien für sie ein Problem. Ziel der Initiative "Zukunft(s)gestalten" sei es, durch "Paten" und weitere Spender im laufenden Jahr rund 200.000 Euro für Kinder zusammenzubekommen. Bisher sind nach Angaben der Landeskirche etwa 107.000 Euro eingegangen.
In der Landeskirche engagierten sich inzwischen rund 80 Einzelprojekte vor Ort gegen Kinderarmut, hieß es. Sie bieten Kindern etwa ein warmes Mittagessen und Nachhilfe-Unterricht an und stellen ihnen eine Erstausstattung für die Schule zur Verfügung. Manche laden auch zu Ferienprojekten ein. Die Initiative gegen Kinderarmut werde unter anderem von derzeit 172 regelmäßigen Spendern unterstützt, die "Paten" genannt werden und monatlich im Schnitt 30 Euro geben. 60 weitere Spender hätten den Betrag für ein Jahr in einer Summe überwiesen.
Das Großplakat direkt hinter dem Luther-Denkmal zeigt ein elfjähriges Mädchen, das in eine Pfütze springt. Daneben ist der Schriftzug "Endlich Badetag" zu lesen. "Kinderarmut ist kein Problem, das vorübergeht", sagte der neu gewählte Präsident des Diakonischen Werkes der Landeskirche, Superintendent Christian Sundermann aus Hannover: "Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Projekt langfristig engagiert sind." Das Plakat wurde an zwei Stellen in Hannover aufgehängt. Weitere Exemplare können von Gemeinden der Landeskirche bestellt werden.
Internet: www.zukunftsgestalten.de
epd lnb mig mir / 30.6.2009