Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat angesichts der Verhandlungen des Bundesverfassungsgerichtes über Ladenöffnungen an Sonntagen in Berlin nachdrücklich für den Sonntagsschutz geworben. "Wir können doch nicht alle Werte und Traditionen der Ökonomie opfern", sagte Käßmann in einem Interview der hannoverschen "Neuen Presse" (Mittwochausgabe).
Das Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag über die Verfassungsbeschwerden der evangelischen und der katholischen Kirche gegen das Berliner Ladenöffnungsgesetz verhandelt. Nach dem Gesetz dürfen Geschäfte an bis zu zehn Sonntagen öffnen, darunter an allen vier Adventssonntagen. Ein Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. "In Berlin wird der Sonntagsschutz massiv unterhöhlt", sagte Käßmann. Der Sonntag werde damit zum Alltag gemacht. In Niedersachsen sei die Politik bisher sensibler, dort gebe es vor allem im Advent noch Schutz.
Die Öffnung an allen vier Adventssonntagen in Berlin schmerze sie besonders, sagte die Bischöfin der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Damit werde die Zeit, die auf das Weihnachtsfest vorbereite, vollends kommerzialisiert. "Da gibt es keine Besinnlichkeit mehr." Ihr gehe es beim Sonntagsschutz nicht nur um den Gottesdienst, sondern um den Rhythmus der ganzen Gesellschaft. Es heiße von Managern, die keinen Rhythmus von Schaffen und Ruhe mehr hätten, sie litten unter dem Burn-out Syndrom: "Ich denke, ohne Feiertage haben wir als Gesellschaft insgesamt bald einen Burn-out."
epd lnb mir mig/24. Juni 2009
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