Die Maria-Magdalena-Kirche in Hannover-Ricklingen wird am 14. Juni entwidmet

Nachricht 02. Juni 2009

Hannover (epd). In der evangelischen Kirchenregion Hannover soll die vierte Kirche aufgegeben werden. Am 14. Juni werde die Maria-Magdalenen-Kirche durch das Heraustragen der Bibel und des Abendmahlgeschirrs entwidmet, sagte Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann am Dienstag in Hannover. Grund sei die angespannte finanzielle Lage. Durch die Aufgabe der Kirche könne letztlich eine Pastorenstelle gesichert werden. "Menschen und Gemeindeleben sind uns wichtiger als Sachen und Gebäude", sagte Spieckermann. Durch den Zusammenschluss zweier Kirchengemeinden gebe es außerdem weniger Bürokratie.

Der hannoversche Superintendent Christian Sundermann sagte, es sei sehr schade, dass die kleinen Gemeinden verschwinden: "Hier gibt es eine sehr familiäre Atmosphäre und eine enge Bindung." Die Maria-Magdalenen-Kirche hat 1.600 Gemeindemitglieder. Durch die Kirchenfusion entsteht eine neue Gemeinde, die rund 4.500 Christen umfassen wird. Im Unterschied zur katholischen Kirche könne die evangelische Landeskirche Zusammenschlüsse aber nicht anordnen: "Die Beschlüsse müssen von der Basis getragen werden", betonte Sundermann.

Konkrete Pläne, was aus dem 1962 errichteten Gemeindezentrum werden soll, gibt es noch nicht: "Wir haben die Kirche zum Verkauf ausgeschrieben. Zehn bis zwölf Interessenten haben sich schon gemeldet", sagte Gemeindepastor Kurt Liedtke. Unter anderem interessiere sich eine russisch-orthodoxe Gemeinde für die Immobilie. Vorstellbar sei aber auch, dass eine Wohnungsbaugenossenschaft die Kirche abreiße und Seniorenwohnungen baue. Eine Entscheidung solle bis Ende August fallen.

2007 wurde mit der Gustav-Adolf-Kirche die erste evangelische Kirche in Hannover aufgegeben. Die liberale jüdische Gemeinde hat diese zu einem Gemeindezentrum umgebaut. Eine weitere gottesdienstliche Nutzung von entwidmeten Kirchen wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begrüßt. Einer Nutzung der Gebäude durch Muslime stehe die Kirchenleitung skeptisch gegenüber, sagte Sundermann. Die Entscheidungen müssten jedoch immer die Gemeinden tragen. Im vergangenen Jahr wurde mit der Messias-Kirche erstmals eine nach dem Krieg in Hannover gebaute Kirche abgerissen.

Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden im hannoverschen Stadtteil Ricklingen kooperieren schon seit den 70er Jahren. Ursprünglich sei die Gründung der Maria-Magdalenen-Gemeinde von der Kirchenleitung gegen den Willen der Gemeinde beschlossen worden. Ein Zusammenschluss sei dann aber lange an der Frage nach den Standorten gescheitert, sagte Liedtke. Das Gemeindezentrum der Maria-Magdalenen-Kirche sei heute zu teuer im Unterhalt. Besonders die Heizkosten fielen ins Gewicht.

epd lnb pat mil/ 2.6.2009

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