Hannover (epd). Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Wertebildung in Familien fördern. "Nicht die Werte an sich sind verfallen, aber die äußeren Bedingungen, um sie weiterzugeben, haben sich geändert", sagte die Ministerin am Montag bei der Präsentation der Initiative in Hannover. Die Frage sei, wie Vertrauen, Rücksichtnahme, Ehrlichkeit oder Zuverlässigkeit ins Alltagsleben gebracht werden könnten. Früher seien diese Werte etwa in Großfamilien gelernt worden. Die Bundesregierung wolle deshalb 15 entsprechende Projekte in 15 Bundesländern mit insgesamt rund einer Million Euro gezielt unterstützen.
Ereignisse wie der Amoklauf von Winnenden ließen viele Menschen wieder neu nach Werten fragen, sagte Ministerin von der Leyen. Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, Clemens Graf von Waldburg-Zeil, sagte bei der Präsentation, Werte müssten glaubhaft vorgelebt werden. Das Rote Kreuz koordiniert die Initiative "Wertebildung in Familien". Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte, auch Erwachsene könnten viel lernen, wenn sie sich auf die Fragen von Kindern einließen.
Käßmann äußerte sich erfreut, dass unter anderem ein Projekt der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen mit dem Titel "Malibu" ausgewählt wurde. "Die Generation, die jetzt heranwächst, wird sich mit Wertebildung auseinandersetzen müssen, weil sie ethische Fragen wie die nach der Sterbehilfe oder der Gentechnik individuell wird beantworten müssen", sagte sie. Die evangelische Kirche wolle eine Wertehaltung vermitteln, die im Alltag Kraft und Halt gebe, auch in schweren Zeiten. Käßmann ist Schirmherrin von "Malibu".
Die 15 Projekte in allen Ländern außer Bremen erhalten für einen Zeitraum von anderthalb Jahren jeweils 20.000 Euro. Zu den Trägern gehören neben den Kirchen auch Kommunen, ein Zentrum muslimischer Frauen, das Rote Kreuz und der Kinderschutzbund. Rund 700.000 Euro sind für die zentrale Koordination und die Auswertung bestimmt.
Bei dem Projekt "Malibu" treffen sich Mütter oder Väter mit ihrem Baby an zehn Terminen jeweils etwa anderthalb Stunden lang zu Spielen und Familienaktionen und tauschen sich über Fragen der Werte-Erziehung aus. Auch religiöse Themen wie Beten oder die Taufe und praktische Fragen wie Babynahrung werden angesprochen.
Derzeit beteiligen sich etwa 75 Elternteile in den Regionen Emsland-Bentheim, Ostfriesland und Laatzen-Springe bei Hannover, angeleitet von 15 qualifizierten Kursleiterinnen, sagte Koordinatorin Anke Grimm. Das Kürzel "Malibu" steht für das Projektmotto "Miteinander den Anfang Liebevoll und Individuell Begleiten und Unterstützen".
Internet: www.wertebildunginfamilien.de
epd lnb mig mil/18.5.2009
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