Landesbischöfin betont seelsorgerliche Bedeutung von Kirchen

Nachricht 29. März 2009

Worpswede/Kr. Osterholz (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat am Sonntag bei einem Besuch im Künstlerdorf Worpswede bei Bremen die seelsorgerliche Bedeutung von Kirchen betont. Gotteshäuser seien wichtige Orientierungspunkte, sagte Käßmann in einem Festgottesdienst zum 250-jährigen Bestehen der örtlichen Zionskirche. Bei den schrecklichen Nachrichten nach dem Amoklauf von Winnenden habe es sie berührt, dass die Menschen zu Tausenden in die Gotteshäuser geströmt seien: "Kirchen sind Orte, an denen Rituale praktiziert werden, die uns tragen."

Obwohl die Zionskirche auf dem Worpsweder Weyerberg längst nicht so alt sei wie etwa die fast 1.000-jährige Michaeliskirche in Hildesheim, sei sie doch ein ganz besonderer Sakralbau, so Käßmann. In ihrer schlichten Schönheit sei sie "ein Haus Gottes, das die Menschen lieb gewinnen". Hier werde seit Generationen in guten wie in schweren Zeiten miteinander gebetet. "Deshalb ist es mir so wichtig, dass wir unsere Kirchen erhalten", betonte die Bischöfin der größten evangelischen Landeskirche Deutschlands.

Nach dem Gottesdienst eröffnete Käßmann in der benachbarten Kunsthalle Netzel eine Ausstellung unter dem Titel "Seelenland - Kunst und Glaube". In vier miteinander verbundenen Ausstellungen sollen dort in den nächsten Monaten religiöse Bezüge in den Werken der alten Worpsweder Künstler vorgestellt werden.

Die Zionskirche wurde mitten in den Wirren des Siebenjährigen Krieges am 1. April 1759 eingeweiht. Eine Sandsteintafel in lateinischer Schrift über dem Nordportal erinnert an diesen Akt "mitten im Kriegslärm". Die Kirche geht auf Pläne des hannoverschen Moorkolonisators Jürgen Christian Findorff (1720-1792) zurück, der sie zwischen 1756 und 1759 bauen ließ.

Der Stader evangelische Generalsuperintendent Johann Hinrich Pratje notierte zu den Beweggründen, die neuen Siedler im Teufelsmoor und ihre Kinder "sollten nicht ganz verwildern". König Georg II. von Großbritannien, zugleich Kurfürst von Hannover, bewilligte 3.380 Reichstaler für den Bau. Von der Königlichen Kammer kamen weitere 1.000 Taler. Die Zionskirche entstand "einfach und unter Vermeidung aller unnützen Zierde und Kostbarkeiten", hieß es. Sie ist dem Grundriss eines niedersächsischen
Bauernhauses nachempfunden. Heute hat die Kirchengemeinde etwa 4.900 Mitglieder.

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epd-lnb sel mig /29.3.2009
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