Ministerpräsident Rüttgers und Präses Buß ehren Martin Niemöller

Nachricht 25. März 2009

Osnabrück/Westerkappeln (epd). Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und der westfälische evangelische Präses Alfred Buß haben den vor 25 Jahren gestorbenen Theologen und Widerstandskämpfer Martin Niemöller als Vorbild im Glauben und Handeln geehrt. Rüttgers hob in einem Gottesdienst in Westerkappeln bei Osnabrück Niemöllers Widerstand gegen die Nazi-Diktatur hervor. Niemöller habe gezeigt, dass der Mensch aufrecht handeln könne. Buß sagte, entscheidend für die Wandlung Niemöllers vom überzeugten Wähler Adolf Hitlers zum offenen Kritiker der nationalsozialistischen Weltanschauung sei nicht die politische Ansicht, sondern sein Glaube gewesen.

Rüttgers legte zuvor am Grab Niemöllers in Lotte-Wersen einen Kranz nieder, Präses Buß sprach ein Gebet. Im Gottesdienst sagte Rüttgers anschließend, Niemöller habe gezeigt, dass Obrigkeit Widerstand erfordere, wenn sie missachte, was den Menschen ausmache. Dass auf deutschem Boden eine politische Kultur und Streitkultur gewachsen sei, sei ein Verdienst von Menschen wie Niemöller. In Deutschland müsse auch der dunkle Teil der Geschichte betrachtet werden. "Aber wir dürfen und sollen gerade auch die hellen Teile tragen", sagte der Ministerpräsident.

Buß hob die Mitwirkung Niemöllers an der Barmer Theologischen Erklärung der Bekennenden Kirche hervor. An der Frage, ob Jesus Christus oder eine völkische Weltanschauung bestimmend für die Kirche sei, habe sich der Kampf Niemöllers entzündet, sagte der oberste Repräsentant der 2,6 Millionen westfälischen Protestanten. Das Wort Gottes bestreite jeden Totalitätsanspruch anderer Mächte. Die 1934 verabschiedete Erklärung gilt als zentrales Dokument des Kirchenkampfes in der NS-Zeit. Darin grenzten sich evangelische Christen von der Weltanschauung der Nationalsozialisten und von theologischen "Irrlehren" ab.

Die Barmer Erklärung sei auch heute noch aktuell, betonte Buß vor mehreren hundert Gottesdienstbesuchern. Wenn ein Staat oder die Wirtschaft Anspruch auf das ganze Leben erhebe, werde das Leben vergewaltigt. Dass die Verfasser der Erklärung kein Wort zur längst erkennbaren Verfolgung der Juden gesagt hätten, sei jedoch "eine große Leerstelle", sagte Buß. Niemöller habe 1945 wie kaum ein anderer bekannt, wie sehr andere Ereignisse, Mächte und Wahrheiten in der Kirche Raum gegriffen hätten. Vor und in aller Welt sei er zum glaubwürdigen Anwalt und Botschafter eines Neuanfangs geworden.

Martin Niemöller wurde am 14. Januar 1892 in Lippstadt geboren. Er gehörte 1933 zu den Gründern des "Pfarrernotbundes", aus dem die "Bekennende Kirche" hervorging. Wegen seiner Kritik am Nationalsozialismus wurde er von 1937 bis 1945 in Konzentrationslagern inhaftiert. Nach dem Krieg war Niemöller unter anderem stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Leiter des Kirchlichen Außenamts. Von 1947 bis 1964 wirkte er als erster Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Niemöller starb am 6. März 1984 in Wiesbaden und wurde im westfälischen Wersen, dem Geburtsort seines Vaters, beerdigt.

epd-lnb lwd mig/25.3.2009
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