Was glaubst du? - Uraufführung: Bremer Jugendliche stellen auf der Bühne Fragen zu einem zentralen Thema

Nachricht 23. März 2009

Bremen (epd). Ein mächtiger Sturm fegt über die Bühne. Nur mit Mühe können sich der Prophet Jona und seine Mitfahrer an Bord halten. Rettung scheint in dieser biblischen Szene aus dem Alten Testament fern - da hilft nur fester Glaube und das Gebet. Tatsächlich? Zehn türkische und deutsche Teenager sowie vier Schauspieler des Bremer Kinder- und Jugendtheaters Moks fragen sich und andere "Was glaubst du?". Am Sonntagabend feierte die Bühne die Uraufführung des Stücks zu einem Thema, das offensichtlich viele junge Leute bewegt.

Das Material zu dem 90-minütigen Schauspiel stammt aus Interviews, die seit Sommer vergangenen Jahres auf der Straße, vor Kirchen und Moscheen geführt wurden. "Ich glaube an alles, an alles was wahr ist, was man fühlt, was es gibt", sagt der 19-jährige Osman und ergänzt: "Ich bin jetzt gerade auf der Suche nach einem Gott." Leroy (19) glaubt in erster Linie an sich selbst, Carlotta (17) an die Naturwissenschaft, Janntje (18) "an das Leben, an die Liebe, an die Freundschaft. Und daran, dass es für jedes Problem immer einen Ausweg gibt."

Schnell macht die Collage in Szenen und Videoclips klar, dass Glaube für viele Jugendliche auch mit der Suche nach Sinn, Halt und Erklärungen zu tun hat, obwohl die Religionen dabei wichtig bleiben. Nach dem jüngsten "Religionsmonitor" der Bertelsmann-Stiftung im westfälischen Gütersloh etwa glauben viele junge Erwachsene an Gott oder an etwas Göttliches. Von den 18- bis 29-Jährigen zeigten sich in der repräsentativen Befragung unter 21.000 Menschen aus allen Kontinenten und Weltreligionen 41 Prozent stark und 30 Prozent mit mittlerer Intensität davon überzeugt.

Auch sie beschäftige sich schon lange mit dem Thema, sagt Mit-Regisseurin Franziska-Theresa Schütz. "Dazu gehört für mich die Frage, warum sich Leute vom Glauben abwenden." Das Stück gibt keine schnellen Antworten. Jona kämpft mit seinem Glauben, wird von Gott geprüft und weiß nicht, wie weit er für den Glauben gehen darf. Ein junger Mann steht am Flughafen, und nur weil er türkischer Herkunft ist, wird er als Islamist verdächtigt. Ein junges Paar lebt weit voneinander entfernt und unausgesprochen stellt sich für sie die Frage: glauben wir noch an unsere Beziehung?

Auf der Bühne geht es um das, was Jugendliche glauben und nicht glauben, welche Freundschaften oder Konflikte über religiöse Unterschiede entstehen und was es bedeutet, an nichts zu glauben. Bis Ende April sind noch zehn Vorstellungen geplant, davon vier speziell für Schulklassen. Weitere Termine gehören zum Programm des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 20. bis 24. Mai mit rund 100.000 Dauerteilnehmern in Bremen gefeiert wird.

Fünf Autoren stehen hinter dem Bühnenexperiment, das am Premierenabend mit lang anhaltendem Beifall belohnt wurde. Etliche Gäste im Publikum konnten sich dem anschließen, was Xenia im Interview als Antwort auf die Frage "Was glaubst Du?" zu Protokoll gab. Die 18-Jährige ist sich sicher, dass da irgendetwas sein muss: "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir nur so vor uns hinexistieren."

Internet: www.jungeakteure.de und www.religionsmonitor.com

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23.3.2009

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