Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat Pastorinnen und Pastoren dazu aufgefordert, sich auch Leitungskompetenzen aus dem Management anzueignen. Die Wurzeln im christlichen Glauben müssten sie deshalb nicht verleugnen, sagte die Bischöfin am Montag in Hannover vor Mitgliedern des Pfarrvereins der Landeskirche. Ein Manager, dem nicht anzumerken sei, woher sein Engagement stamme, erscheine ihr ebenso wenig für die Leitung geeignet wie eine Traditionalistin, die nicht wirklich leiten könne. "Der eine könnte auch irgendwo tätig sein, die andere lässt die Kirche ineffektiv, ja betulich erscheinen."
Geistliches Leiten, wie es in der Kirche gefragt sei, bedeute aus dem Glauben heraus in der Welt Verantwortung zu übernehmen, sagte die Bischöfin. Die hannoversche Kirche zähle als größte evangelische Landeskirche in Deutschland mehr als drei Millionen Mitglieder, mehr als 30.000 hauptamtliche Mitarbeiter und mehr als 100.000 Menschen, die sich ehrenamtlich engagierten, sagte die Bischöfin. "Das ist einerseits großartig. Andererseits liegt hier ein großes Konfliktpotential." In vielen Gremien leiteten auch Ehrenamtliche die Kirche. Sie müssten genauso wie die Hauptamtlichen dafür qualifiziert werden. Dass Ehrenamliche als Leitende ernst genommen würden, unterscheide die Kirche von jedem Unternehmen.
Sie wünsche sich in leitenden Funktionen Menschen mit Kompetenz und Urteilsvermögen, Mut zu Entscheidungen und Verantwortungsbewusstsein, sagte Käßmann. Sie sollten zugleich in der Lage sein, andere zu hören und zu sehen und sich beraten zu lassen. Transparenz, Beteiligung und Vernetzung seien wichtig. Die Bedeutung guten Leitens für die Arbeit von Pastoren war Schwerpunktthema des Pfarrvereinstages. Der hannoversche Pfarrverein vertritt nach eigenen Angaben die Interessen der Pastorinnen und Pastoren der hannoverschen und schaumburg-lippischen Landeskirche und zählt rund 1.440 Mitglieder.
Die Berliner Professorin für Religionspädagogik, Annegret Böhmer, betonte in ihrem Vortrag, es gehe nicht um Glauben oder um Methoden aus der Wirtschaft, sondern um die richtige Ergänzung zwischen beiden. Die Psychologin, die seit vielen Jahren als Supervisorin in der Kirche arbeitet, empfahl unter anderem klare Dienstvereinbarungen und Aufgabenbeschreibungen. Ein professioneller Rahmen verhindere, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben selbst definieren müssten und dadurch das Gefühl der Arbeitsbelastung steige.
Internet: www.hannoverscher-pfarrverein.de
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16.3.09
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