Bremen/Hamburg (epd). Die evangelische Kirchentagspräsidentin Karin von Welck hat an die Verantwortung des Einzelnen im Kampf gegen die Armut appelliert. "Die Kluft zwischen Arm und Reich war niemals größer", sagte die parteilose Hamburger Kultursenatorin am Sonntag in ihrer Predigt von der Kanzel des Bremer St.-Petri-Domes.
In ganz Deutschland stimmten sich an diesem Tag erstmals viele Gemeinden gleichzeitig mit einem "Kirchentagssonntag" in Gottesdiensten auf den kommenden 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag ein. Zu dem Treffen vom 20. bis 24. Mai in Bremen werden rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Während des Kirchentagsonntages ging es bundesweit um die zentrale biblische Losung des Großereignisses, die Frage "Mensch, wo bist du?" aus dem Alten Testament.
Das Motto verweise darauf, dass der Mensch Verantwortung für seine Taten übernehmen müsse, sagte von Welck. In fast allen Ländern der Welt steige die Zahl der Millionäre genauso wie die Masse derer, die am Existenzminimum lebten. In dieser Situation müsse sich jeder Mensch, der keine finanziellen Sorgen habe, lokal und global für Benachteiligte einsetzen.
Während in fernöstlichen Fabriken Frauen und Kinder unter schlechtesten Arbeitsbedingungen Kleider nähten, freuten sich die Verbraucher in Deutschland über günstige Blusen im Geschäft, kritisierte die Kirchentagspräsidentin. Sie rief dazu auf, stattdessen fair gehandelte Produkte zu kaufen. Verantwortung zu übernehmen, bedeute aber nicht unbedingt, Geld zu geben, obwohl Spenden und ehrenamtliches Engagement hoch willkommen seien. "Das kann auch der Kauf einer Obdachlosenzeitung sein und manchmal ein kleines Lächeln für seinen Nächsten, eine vorurteilsfreie Begegnung mit einem Fremden", sagte von Welck.
Internet: www.kirchentag.de
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22.2.2009