Landessuperintendent Dr. Burghard Krause spricht sich für einen solidarischen Kapitaleinsatz bei der Firma Karmann in Osnabrück aus:
Die Absatz- und Strukturkrise bei der Fa. Karmann in Osnabrück erfordert von allen Beteiligten den Willen, vorhandenes Unternehmenskapital menschendienlich einzusetzen. Mitarbeitende, die dem Unternehmen mit ihrer zuverlässigen und qualifizierten Arbeitsleistung in guten Jahren zu Erfolg und Gewinn verholfen haben, haben heute einen Anspruch auf einen solidarischen Kapitaleinsatz durch die verantwortlichen Gesellschafter. Das Mitmenschliche im Umgang mit von Entlassung bedrohten Mitarbeitenden darf nicht vor der Frage Halt machen, wie vorhandenes Unternehmenskapital aus der zweiten und dritten Reihe aktiviert werden kann.
Dazu gehört die gewissenhafte Prüfung, wie und wo Reserven und stille Finanzressourcen auch für Abfindungsleistungen sozial aktiviert werden können. Es darf in dieser Hinsicht kein doppeltes Spiel geben, in dem die Mitarbeitenden auf der einen Seite durch einen Abfindungsverzicht auf den Bestandsschutz der überlebenden Unternehmensteile verpflichtet werden, auf der anderen Seite aber stilles Vermögen aus dem Krisenkonzept herausgehalten wird.
Kapital ist ein abgeleiteter Unternehmensfaktor. Er verdankt sich der Zuverlässigkeit, Mühe und der individueller Arbeitsleistung zahlloser Mitarbeitenden. Zwar wäre es nicht im Sinne einer verantwortlichen unternehmerischen Haushalterschaft, wenn Gesellschafter und Geschäftsführung die Zukunft der überlebensfähigen Unternehmensteile durch nicht finanzierbare Zusagen gefährden würden. Zu einer sozialverträglichen Bewältigung der Krise gehört gegenwärtig aber das belastbare Zugeständnis der Verantwortlichen, alles Mögliche zu tun, um den drohenden Arbeitsplatzverlust auch durch die Aktivierung von Reserven zu mildern.
Der Landessuperintendent appelliert an die Verantwortlichen auf allen Unternehmensebenen, sich an die Sozialpflichtigkeit jedweden Kapitals zu erinnern und diesen Grundgedanken einer solidarischen Schicksalsgemeinschaft zum leitenden Motiv für die Frage zu machen, wie den von Arbeitsplatzverlust Mitarbeitenden in der gegenwärtigen Krise wirksam geholfen werden kann.
Osnabrück, 22.2.2009