Landesbischöfin: Kirche und Medien brauchen einander

Nachricht 19. Februar 2009

Leer (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat ein besseres Verständnis und mehr Respekt zwischen Kirchen und Medien gefordert. "Kirche und Medien haben eine öffentliche Verantwortung, die sie gemeinsam wahrnehmen können ohne die notwendige kritische Distanz gegeneinander in Frage zu stellen", sagte die Theologin am Donnerstagabend einem vorab veröffentlichten Manuskript zufolge im ostfriesischen Leer bei einem Besuch des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises.



Innerhalb der Kirche gebe es viele Vorbehalte gegenüber den Medien, räumte die Bischöfin ein. "Meine Erfahrung allerdings ist, dass Transparenz die beste Strategie ist. Wenn ich nichts zu verbergen habe, kann ich auch offen sagen was los ist." Nach Hintergrundgesprächen mit Medienvertretern sei sie noch nie enttäuscht worden. Kirche und Medien brauchten von einander Basisinformationen.



Von den Medien forderte Käßmann mehr Achtung vor dem christlichen Glauben. Berechtigte Kritik werde sie ernst nehmen, betonte die Bischöfin. Doch die Anerkennung der Leistungen der Kirchen und den Respekt vor der Glaubenshaltung einzelner Menschen erwarte sie ebenso. Von der Kirche erwarte sie ebenfalls Respekt vor der Arbeit der Medien: In der Kirche werde gern über die Medien gelästert und Journalisten unsaubere Recherche und Sensationsgier vorgeworfen.



Kirchen und Medien haben Käßmann zufolge eine öffentliche Aufgabe. In Fragen ethischer Grenzen etwa in bei der Stammzellenforschung oder des "Tötens auf Verlangen" sei es wichtig, dass die Kirchen ihre Standpunkte und christliche Grundwerte über die Medien in die gesellschaftliche Debatte einbringen. "Medien brauchen die Kirche als Bündnispartner, wenn es darum geht, Missstände und Ungerechtigkeiten zu recherchieren und aufzuzeigen." Das werde zum Beispiel immer wieder bei Fällen von Kirchenasyl und Abschiebungen deutlich.



Klar sei aber auch, dass Kirche und Medien nicht immer dasselbe wollten, betonte die Bischöfin: Handele es sich zum Beispiel um einen Fall von sexuellem Missbrauch im Umfeld der Kirche habe sie kein Interesse an einer breiten Berichterstattung. Dabei gehe es nicht nur um den Image-Schaden, sondern auch um den Schutz der Beteiligten. Die Medien würden dagegen versuchen, detailliert zu berichten.



Als Christin wolle sie sagen können, woran sie glaube, ohne dadurch in Lebensgefahr zu geraten oder der Häme ausgesetzte zu sein, sagte Käßmann weiter. "Gleichzeitig werde ich dafür eintreten, dass diejenigen, die auch kritisch über meinen Glauben und durchaus vorhandene Irrwege meiner Kirche berichten, die Freiheit haben, das auch zu tun."



epd-lnb jön mir

19.2.2009
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen