Osnabrück (epd). Die Stadt Osnabrück hat das Angebot der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers abgelehnt, ein Schulzentrum zu übernehmen. Der Stadtrat hat am Dienstagabend beschlossen, die seit fast zwei Jahren laufenden Verhandlungen mit der Kirche über die Einrichtung einer Kooperativen Gesamtschule zu beenden. Die Landeskirche reagierte am Mittwochmorgen mit Enttäuschung. Sie betreibt in Niedersachsen derzeit vier allgemein bildende Schulen. Zuletzt war Mitte 2008 ein evangelisches Gymnasium in Nordhorn eröffnet worden.
"Wir bedauern sehr, dass der Osnabrücker Rat die Verhandlungen einseitig beendet hat", sagte Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track. Es gebe den berechtigten Wunsch vieler evangelischer Kirchenmitglieder in Osnabrück nach einer Schule "mit dem Qualitätsstandard, den die evangelische Kirche garantiert". Sie habe die Verhandlungen mit der Stadt immer offen und ernsthaft geführt.
Die Landeskirche habe ein Schulzentrum im Stadtteil Eversburg übernehmen und dort eine Kooperative Gesamtschule einrichten wollen. Sie habe bereits ein Sanierungsgutachten mit finanziert und auch eine Beteiligung an den Sanierungskosten zugesagt. Gäfgen-Track bedauerte, dass die Vertreter der Stadt vor der entscheidenden Ratssitzung mit ihr kein klärendes Gespräch geführt hätten.
Im Juli 2007 hatte der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, Verhandlungen mit der Landeskirche für eine Übernahme des Schulzentrums Eversburg zu führen. Damals hatten sich CDU, FDP, vier Mitglieder der SPD und Oberbürgermeister Boris Pistorius (SPD) dafür ausgesprochen. Am Dienstagabend legten Oberbürgermeister und Verwaltung einen umfangreichen Beschlussvorschlag vor, nach dem unter anderem in Eversburg eine öffentliche Integrierte Gesamtschule eingerichtet werden soll.
Dem stimmten die Fraktionen der SPD, der Grünen, der UWG und der Linken geschlossen zu. Die Landeskirche hatte sich zuvor gegen eine Integrierte Gesamtschule ausgesprochen. Pistorius dankte ausdrücklich der Landeskirche für ihr Engagement. Er betonte, dass die Ursachen für den Meinungswechsel nicht bei der Kirche lägen. Finanz- und bildungspolitische Überlegungen hätten den Ausschlag gegeben.
Nach dem Scheitern in Osnabrück werde sie nun Verhandlungen für die Einrichtung einer evangelischen Schule mit weiteren Bewerbern in Niedersachsen aufnehmen, kündigte Gäfgen-Track an. Es gebe unter anderem Anfragen aus den Regionen Celle, Lüneburg und Stade. Landeskirche und niedersächsisches Kultusministerium hatten 2007 vereinbart, dass die Kirche zusätzlich zu den seit 1977 bestehenden Schulen in Hildesheim und Dassel noch vier weitere allgemeinbildende Schulen gründen könne.
Mittlerweile wurden zwei Schulen in Wolfsburg und Nordhorn eröffnet. Bis spätestens 2011 komme noch ein Gymnasium im Landkreis Gifhorn hinzu, sagte Gäfgen-Track. Nach dem niedersächsischen Schulgesetz darf die evangelische Kirche mit Finanzmitteln des Landes bis zu acht allgemein bildende Privatschulen errichten.
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11.2.2009
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