Verlag stellt erstes deutschsprachiges Grundschulbuch für Islam-Unterricht vor

Nachricht 10. Februar 2009

Hannover (epd). Erstmals in Deutschland soll ein Schulbuch in deutscher Sprache junge Muslime mit ihrer Religion bekanntmachen. Das Lehrwerk "Mein Islambuch" ist für den islamischen Religionsunterricht in der ersten und zweiten Klasse vorgesehen, sagte Jörg Platiel vom Münchner Verlag Oldenbourg am Dienstag bei Europas größter Bildungsmesse "didacta" in Hannover: "Projekte dieser Art können dabei helfen, Kindern aus Migrantenfamilien ein Stück Zukunft und Heimat zu geben."

 In Bayern und Nordrhein-Westfalen ist das Buch nach seinen Angaben bereits für den Unterricht an Grundschulen zugelassen. In weiteren Ländern wie Niedersachsen und Rheinland-Pfalz wird es derzeit von den Kultusministerien geprüft. Unter den drei Millionen Muslimen in Deutschland sind laut Platiel rund eine Million schulpflichtige Kinder und Jugendliche. In fast allen Bundesländern gebe es Projekte zum islamischen Religionsunterricht. Jedoch besuche erst ein Bruchteil aller muslimischer Schüler die freiwilligen Islam-Stunden. Islamische Religionslehrer werden derzeit in Erlangen, Münster, Osnabrück und demnächst in Augsburg ausgebildet.

 Für das Schulbuch mit 96 Seiten gebe es kein Vorbild, sagte Lektorin Ute Busche. Islamische Religionslehrer, von denen viele bisher für fünf Jahre aus der Türkei abgesandt seien, unterrichteten bisher mit schwarz-weißen Kopiervorlagen, Broschüren oder türkischen Schulbüchern. Das Spektrum reiche dabei vom Bekenntnis-Unterricht bis zur religiösen Sachkunde. "Wir wollten etwas bringen, das die Realität in Deutschland abbildet", erläuterte Busche: "In dem Buch gibt es Mütter und Omas ohne und mit Kopftuch und auch Männer, die im Haushalt helfen." Die Startauflage liegt bei 5.000 Exemplaren.

Die Grundschul-Lehrerin und Mitautorin Gül Solgun-Kaps sagte, das Buch wisse sich den Grundlehren des Islam verpflichtet. Der Prophet Mohammed sei darin nicht abgebildet. Dafür gebe es viele andere Fotos und Zeichnungen von Moscheen oder den Ritualen der Muslime. Ausgehend von der Familie des Jungen Hasan führe das Buch die Kinder in die Welt des Islam ein: "Es lässt viel Raum für Fragen und zum Philosophieren." Darin unterscheide es sich von Koranschulen in islamischen Gemeinden, wo überwiegend auswendig gelernt werde.

 Ausgewählte Suren des Koran sind in dem Lehrbuch in einer arabischen Transkription wiedergegeben. Viel Raum nimmt auch der interreligiöse Dialog ein, denn die muslimischen Schüler sollen auch das Christentum und Judentum kennenlernen. "Die Moscheen und Vereine sind froh über ein solches Buch, weil viele Imame der deutschen Sprache nicht mächtig sind", erläuterte Solgun-Kaps: "Jetzt haben sie etwas in der Hand, wo ihr Glaube übersetzt worden ist." Offizielle Genehmigungen bei islamischen Verbänden seien nicht eingeholt worden, weil ein zentraler Ansprechpartner dafür fehle.

Literaturangabe: Bülent Ucar u.a.: Mein Islambuch, 96 Seiten, Oldenbourg Verlag, München 2009

Internet: www.oldenbourg-bsv.de

epd-lnb mig mir
10.2.2009

Copyright: www.epd-niedersachsen-bremen.de