Sozialkaufhäuser leisten Beitrag zum Miteinander

Nachricht 02. Februar 2009

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sieht in Sozialkaufhäusern einen Beitrag zur Linderung von Armut und zum sozialen Frieden. In diesen Kaufhäusern begegneten sich ärmere und reichere Menschen auf Augenhöhe, sagte Käßmann am Montag bei einem Besuch des Sozialkaufhauses "fairkauf" in Hannover. "Die Würde derer, die wenig haben im Leben, wird gewahrt." In dem Second-Hand-Kaufhaus in der Innenstadt können Menschen in schwierigen wirtschaftlichen Situationen und andere Interessierte gebrauchte Waren zu günstigen Preisen erwerben.

Für das vor rund einem Jahr eröffnete "fairkauf" haben Diakonie, Caritas und die Einrichtung "Werkheim" eine Genossenschaft gegründet. Das Kaufhaus hat nach eigenen Angaben zur Zeit 20 Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig angestellt, die zuvor arbeitslos waren. Es sei ein großartiges Projekt, weil sich Menschen vielfältig beteiligen könnten, sagte Käßmann. Kunden könnten sich selbst etwas leisten. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter engagierten sich. Spender freuten sich, wenn sie etwas abgeben könnten.

Armut dürfe nicht stigmatisiert werden, sagte die Bischöfin. Besonders Kinder litten, wenn sie etwa in der Schule ausgegrenzt würden, weil sie sich bestimmte Turnschuhe oder Kleidungsstücke nicht leisten könnten. "Wenn jedes sechste Kind in Niedersachsen in Armut leben muss, heißt das auch, dass jedes sechste Kind so etwas erleben muss."

Der hannoversche Diakoniepastor Hans-Martin Joost betonte den Unterschied der Sozialkaufhäuser etwa zu Kleiderkammern: "Da sind die Menschen nur Empfänger, hier sind sie auch Geber, die mit ihren Möglichkeiten etwas finanzieren." Im vergangenen Jahr haben nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden der fairkauf-AG, Reinhold Fahlbusch, die Einnahmen des Kaufhauses ausgereicht, um Personal- und Sachkosten zu decken. In Folge der Wirtschaftskrise würden in allen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern Sozialkaufhäuser entstehen, sagte Fahlbusch voraus. "In größeren Städten werden es mehrere sein." Das Sozialkaufhaus in Hannover könne den Bedarf nur zum Teil abdecken und arbeite mit ähnlichen Einrichtungen der Region zusammen.


epd-lnb mir mil / 2.2.2009
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