Landesbischöfin: Christen sollen Gespräch mit Juden suchen

Nachricht 10. November 2008

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat die Christen aufgerufen, das Gespräch mit Juden zu suchen. "Wir sind Geschwister im Glauben, und es gilt, füreinander einzutreten", sagte die evangelische Bischöfin am Montagabend bei den "Herbsttagen der Jüdischen Musik" in Hannover. Der Wille zur guten Nachbarschaft sei eine Lehre aus dem Holocaust.

Nach 1945 hätten die Kirchen eine neue theologische Entdeckung gemacht: "Der christliche Glaube ist unaufgebbar an das Judentum gewiesen, die Voraussetzungen der alten christlichen Judenfeindschaft sind theologisch unhaltbar." Als vor 70 Jahren in der Reichspogromnacht die Synagogen brannten, seien die Christen keine guten Nachbarn gewesen und hätten Schuld auf sich geladen, sagte Käßmann: "Es war eine bittere Geschichte zu begreifen: Wenn eine Glaubensgemeinschaft angegriffen wird, dann ist auch die andere in Mitleidenschaft gezogen."

Die "Herbsttage der Jüdischen Musik" präsentieren bis zum 16. November mit ausgewählten Werke der sakralen jüdischen Musik. Zu hören sind unter anderem Kompositionen von Louis Lewandowski, Leonard Bernstein, Igor Strawinski und Franz Schubert. Veranstalter ist das Europäische Zentrum für Jüdische Musik unter der Leitung von Professor Andor Izsák. Das Zentrum sammelt und rekonstruiert die liturgische Musik der Synagogen. Durch den Nazi-Terror wurden zahlreiche Noten, Instrumente und Tonaufnahmen zerstört oder gingen verloren.

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