Programmtipp: Reformation: Martin Luther und die Folgen, ZDF-nachtstudio, Sonntag 5. Oktober 2008, 0.40 Uhr

Nachricht 02. Oktober 2008

Landesbischöfin Margot Käßmann, Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, Politikwissenschaftler Herfried Münkler und der katholische Theologe Otto Hermann Pesch diskutieren im ZDF-nachtsudio mit Volker Panzer über die Reformation und ihre Folgen:

Ab jetzt wird gefeiert! Zehn Jahre vor dem großen Reformationsjubiläum beginnen die Feierlichkeiten rund um Martin Luther und die von ihm initiierte Reformation. 2017 jährt sich das Datum seiner 95 Thesen, die, verschickt oder angeschlagen, zu einer Neuordnung der christlichen Kirche geführt haben, zum 500. Mal.

Martin Luther war ein schwieriger, aber charismatischer Mensch, der sich nicht nur durch persönlichen Mut, sondern auch durch ein hervorragendes Netzwerk von einflussreichen Beziehungen auszeichnete. Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann bezeichnet Luther denn auch als ersten Medienstar der Geschichte. Luthers Überzeugungen von der Selbstverantwortlichkeit des Individuums gegenüber seinem Gott, sorgte in der damals mächtigen katholischen Kirche für Aufruhr. Allen Repressalien zum Trotz hat sich Martin Luther mit seinen Überzeugungen durchgesetzt und mit seiner Bibelübersetzung dafür gesorgt, dass jeder Leser das Wort Gottes selbständig auslegen konnte. Der zu dieser Zeit aufkommende Buchdruck verbreitete Luthers Bemühungen in ganz Europa. Dies war in Zeiten des allgemeinen Umbruchs, die nicht zuletzt durch die Bauernkriege und die prosperierenden Städte bestimmt wurden, besonders wirkungsvoll. Und so wurde Freiheit zu einem zentralen Begriff der Reformation, wie die Landesbischöfin Hannovers Margot Käßmann behauptet.

Luther hatte Vorläufer und wirkungsmächtige Mitstreiter - er war ein Kind seiner Zeit und doch eine Ausnahmegestalt. Was war eigentlich das besondere an Martin Luther? Er hat die Familie in ein ganz neues Licht gerückt und prägt heute noch unsere Vorstellung davon. Er hat den Kampf des Einzelnen gegen eine mächtige Institution wie die katholische Kirche aufgenommen und gewonnen. Aber er hat unter den Gläubigen auch für Differenzen gesorgt. Dies führte zur von Luther ungewollten Spaltung der Kirche. Er sah sich selbst nicht als politischen Menschen und war kein Avantgardist. In seinem späteren Leben hat er äußerst irritierende judenfeindliche Schriften formuliert und wurde dadurch für viele Gläubige problematisch. All dies macht ihn auch heute noch zu einer interessanten Figur, die, so der katholische Theologe Otto Hermann Pesch kirchenrechtlich vollständig rehabilitiert werden sollte. Dem kann sich der Politikwissenschaftler Herfried Münkler sicherlich nur anschließen, denn seiner Meinung nach ist Luther in eine europäische, menschheitsgeschichtliche Perspektive eingebettet. Die Reformation ist kein "erledigter Fall" sondern wirkungsmächtig bis heute. Wie sehr und wo, das diskutiert Volker Panzer mit seinen Gästen

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