Landeskirche setzt sich für Menschen ohne Papiere ein

Nachricht 30. September 2008

Hannover. Mit einem Notfallfonds und einer neuen Wanderausstellung setzt sich die hannoversche Landeskirche für Menschen ohne Aufenthaltspapiere ein. "Es ist Christenpflicht, jedem Menschen beizustehen, auch wenn er keine angemessenen Papiere hat", sagte die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann am Dienstag bei der erstmaligen Eröffnung der Ausstellung "Leben im Verborgenen" in Hannover. Nach Schätzungen leben derzeit 500.000 bis eine Million Menschen illegal in Deutschland.Der Notfallfonds wurde zunächst mit 10.000 Euro ausgestattet.

Wichtig sei, dass die diejenigen, die humanitäre Hilfe für Menschen ohne Pass und Papiere leisteten, künftig keine Strafverfolgung mehr befürchten müssten, sagte Käßmann. Zudem müsse es Ausnahmen von der Meldepflicht geben, wenn Kinder von Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus die Schule oder den Kindergarten besuchen wollten. "Wir wünschen uns, dass die Politik darauf eingeht um der Menschlichkeit willen", so die Landesbischöfin.

Die Ausstellung soll bis 2009 zunächst in Niedersachsen und dann bundesweit zu sehen sein. Ein Journalist hat dafür 25 Menschen anonym befragt: darunter eine Altenpflegerin aus Georgien, einen Koch aus der Türkei und eine Küchenhilfe aus Nigeria. Aus dem in Hannover angesiedelten Fonds können Betroffene in Not etwa Hilfen für medizinische Versorgung, Nahrungsmittel oder Kleidung bekommen. Das Geld stammt aus landeskirchlichen Mitteln. Der Fonds soll fortlaufend aufgestockt werden, etwa durch Spenden.

Ausländer in Deutschland könnten rasch in die Illegalität geraten, wenn ihr Asylbegehren abgelehnt werde, ihr Visum als Au-Pair-Mädchen abgelaufen sei oder die Genehmigung für einen Besuchsaufenthalt nicht verlängert werde, sagte der hannoversche Diakonie-Direktor Manfred Schwetje: "Wir wollen ihnen eine Art Erste Hilfe bieten."

Der Journalist Markus Götte berichtete, dass seine Interview-Partner zum Teil nicht wüssten, wo sie am Abend schlafen könnten und woher sie am nächsten Tag das Geld für Essen bekommen. Viele trauten sich nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen, weil sie befürchteten, dass ihre persönlichen Daten an die Behörden übermittelt würden. Nach Angaben von Hildegard Grosse vom Netzwerk "Asyl in der Kirche" arbeiten die Menschen ohne Pass illegal teilweise für einen Euro pro Stunde. Die Gesellschaft nutze das aus, gewähre ihnen aber weder Rechte noch Schutz.

(epd Niedersachsen-Bremen/b2759/30.09.08)
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