Hannover (epd). Das Grab des vor dem "Babykörbchen" in Hannover tot aufgefundenen Säuglings "Mose" hat am Dienstag einen Gedenkstein erhalten. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte bei der Einweihung auf dem Stöckener Friedhof, ihr sei es wichtig, dass das Kind ein würdiges Grab habe. Sie wünsche sich, dass auch seine Mutter eines Tages die Kraft finde, sich dort von ihm zu verabschieden. Die Bischöfin hatte den Säugling im Januar in einem Gräberfeld für totgeborene Kinder beerdigt.
Der hannoversche Steinbildhauer Uwe Spiekermann spendete den Stein zur Erinnerung an das Baby und sein Schicksal. Das Grabmal zeigt ein kleines Boot aus grün-schwarzem Diabas-Stein auf Sandstein. In die Platte sind der Name und "im Januar 2008" als Lebensdatum des Kindes gemeißelt. Mose wurde am 2. Januar in einer Stofftasche und in ein Handtuch gehüllt auf dem Betonboden in unmittelbarer Nähe des "Babykörbchens" am Friederikenstift gefunden.
Sie habe ihm den symbolischen Namen "Mose" gegeben, sagte Käßmann, "weil wir gehofft hatten, dass wir ein Körbchen hätten, das ihn rettet". Die Bischöfin ist Mitbegründerin des Netzwerks "Mirjam", das das Babykörbchen betreibt. Nach Angaben des Bildhauers ist die Gestaltung des Grabmals an die biblische Mose-Geschichte angelehnt. Darin setzt die Mutter des Mose ihr Kind in einem Korb aus, damit es die Tochter des Pharaos finden konnte. Diese adoptierte Mose und zog ihn auf.
Der Junge, dessen Nabelschnur noch nicht abgetrennt war, starb laut Obduktionsbericht an Unterversorgung und Kälteeinfluss. Nach einem Gutachten der Staatsanwaltschaft war die Klappe zum Babykörbchen verzogen. Am Griff wurden DNA-Spuren der Mutter gefunden. Hinter der Klappe befindet sich ein Wärmebett, in das Säuglinge hineingelegt werden können. "Wir wissen immer noch nicht, was sich in dieser Nacht genau abgespielt hat. Auch das ist für viele bedrückend", sagte die Bischöfin. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es weiterhin keine Hinweise auf die Mutter oder den Vater des Kindes.
Käßmann zufolge will das Projekt "Mirjam" am 22. August ein neues Babykörbchen mit Klappe und Wärmebett sowie den nötigen Sicherheitsvorkehrungen am Friederikenstift in Betrieb nehmen. Die Kontrollfrequenz werde noch einmal erhöht, sagte sie. Acht Kinder hätten durch die Einrichtung bereits ein glückliches Schicksal erfahren.
Das Projekt "Mirjam - ein Netzwerk für das Leben" wurde im Jahr 2001 von Käßmann und dem Diakonischen Werk gegründet. Es unterhält neben dem Babykörbchen auch ein Notruf-Telefon für schwangere Frauen. Unter der Nummer 0800/60 500 40 werden die Anruferinnen rund um die Uhr beraten.
(Spendenkonto Netzwerk Mirjam: Nr. 101 030 872 bei der Nord LB Hannover, BLZ 250 500 00, Kennwort "Mirjam")
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