Lüneburg (epd). Der Lüneburger evangelische Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen hat angesichts der Debatte um schlechte Bildungschancen für arme Kinder eine größere Solidarität in der Gesellschaft angemahnt. "Die Gefahr wächst, dass Arme ausgegrenzt werden und die Leistungsstarken, die größere soziale Lasten schultern könnten, sich verweigern", sagte Jantzen am Dienstagabend beim Jahresempfang des evangelischen Kirchensprengels Lüneburg in der Lüneburger St.-Johannis-Kirche.
Oft würden die Prioritäten falsch gesetzt, kritisierte der Regionalbischof. In der Mittelschicht werde die Angst vor einem sozialen Abstieg geschürt. Dies trage dazu bei, dass Benachteiligte nicht wirklich gefördert würden.
Auch der Chefredakteur des evangelischen Magazins "chrismon", Arnd Brummer aus Frankfurt am Main, plädierte für ein Miteinander. Dafür sei es wichtig, sich auf andere einzulassen und sich nicht abzugrenzen. "Der Kindergeburtstag, zu dem der Junge aus armen Verhältnissen eingeladen wird, ist ebenso wichtig wie die Gesamtschule", sagte Brummer. Wichtiger als Forderungen sei die Einstellung jedes Einzelnen. Ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft, fange niemand an, etwas zu tun.
Der Journalist ist Vorsitzender der Jury für den Sozialpreis "innovatio" von Diakonie und Caritas. Dabei sei im vergangenen Jahr ein katholisches Projekt in München ausgezeichnet worden, das bereits Kinder ab zehn Jahren mit Blick auf Ausbildung und Beruf fördere. Zuallererst werde dabei nach ihren Träumen gefragt, berichtete Brummer. Ein Rädchen in einem Getriebe zu sein, motiviere niemanden.
Bildung sei nicht immer ein Privileg der Reichen und Mächtigen gewesen, erläuterte er. Bis zur Reformation sei sie vielfach dem Klerus vorbehalten gewesen. Die Reformation war nach Brummers Worten auch ein gigantisches Alphabetisierungsprogramm. Martin Luther habe mit seiner Übersetzung der Bibel jedem die Chance gegeben, sich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Beim Sommerempfang trafen sich Vertreter der Kirchen und des öffentlichen Lebens aus der Region, die zwölf Kirchenkreise zwischen Wolfsburg und dem Südrand Hamburgs umfasst.
(epd Niedersachsen-Bremen/b1785/25.06.08)
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