Landesbischöfin: Laufen schafft Abstand vom Alltag

Nachricht 12. Juni 2008

Hannover/Hamburg (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann empfiehlt das Laufen auch als eine geistige Übung. Beim Laufen sei es möglich, über einen Bibelvers nachzudenken oder im Gebet das Gespräch mit Gott zu suchen, sagte sie in einem Interview der Zeitschrift "Runner's World" (Juliausgabe). Darüber hinaus gebe es den Ansatz der Mystiker: "Ein vorgegebener Rhythmus - die Schritte, das Atmen - hilft uns, loszulassen, innerlich frei zu werden von dem, was uns belastet."

Laufen oder auch Pilgern schaffe Abstand vom Alltag, sagte die Bischöfin der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland dem in Hamburg erscheinenden Sportmagazin: "Ich denke, dass viele Menschen Gott in ihrem Alltag oft schlicht vergessen. Es ist immer irgendetwas im Vordergrund: Arbeit, Haushalt, Kinder, Freunde." Sie selbst habe vor 22 Jahren nach der Geburt ihrer Zwillinge das Laufen als Freiraum für sich entdeckt, berichtete die Mutter von vier Töchtern.

"Ich habe die Laufschuhe schon zu Tagungen nach Brasilien mitgenommen, nach Korea, Südafrika", sagte Käßmann dem nach eigenen Angaben größten Laufmagazin der Welt. Am Donnerstag beteiligte sie sich auf der Insel Spiekeroog am "Nordseelauf gegen Gewalt". Normalerweise jogge sie dreimal in der Woche in Hannover sieben Kilometer um den Maschsee. Übung sei dabei wichtig, wie auch beim Beten: "Viele sagen ja, das Laufen bringt mir nichts, haben es allerdings nur halbherzig versucht und sind nicht dabei geblieben. Beim Gebet ist das auch so." Es gelte, sich hineinzuarbeiten und den eigenen Rhythmus zu finden.

Nach Ansicht Käßmanns könnte die Kirche mehr als bisher auch sportliche Angebote machen. Als Beispiel nannte sie Lauftreffs für Jugendliche zur Gewaltprävention. Für eine Predigt über das Laufen hätte die Bischöfin einen passenden Bibelvers aus dem Hebräerbrief bereit: "Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und lasst uns laufen mit Geduld."


(epd Niedersachsen-Bremen/b1644/12.06.08)
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