"Christival"-Eröffnung von gewalttätigen Protesten begleitet

Nachricht 01. Mai 2008

Bremen (epd). Begleitet von gewalttätigen Protesten ist am Mittwochabend der missionarische Jugendkongress "Christival" in Bremen eröffnet worden. Während der Auftaktfeier warfen etwa 100 schwarz vermummte Jugendliche Feuerwerkskörper, rissen einen Absperrungszaun nieder und stürmten Richtung Bühne. Ordner und Polizisten konnten sie zurückdrängen. Zu dem Kongress unter dem Motto "Jesus bewegt" erwarten die theologisch konservativen Veranstalter bis Sonntag rund 16.000 Dauerteilnehmer aus ganz Deutschland.

Vor den etwa 10.000 Eröffnungsgästen rief der Berliner Kabarettist und Evangelist Torsten Hebel zu Toleranz gegenüber den Christival-Kritikern auf. "Das Erkennungsmerkmal von Christen ist die Liebe", sagte er bei der zweistündigen musikalischen Bühnenshow: "Das bedeutet, anderen Menschen Respekt zu zeigen, auch wenn sie eine andere Meinung haben." Er warnte die Besucher vor einer "christlichen Kuschelecke". "Ihr seid nicht für euch selbst da. Lasst uns eine gesellschaftliche Relevanz entwickeln und unsere Durchschlagskraft nutzen."

Zu der Demonstration gegen den Kongress hatte ein Bündnis "No Christival" aufgerufen, das den Organisatoren christlich-fundamentalistische Positionen vorwirft. Das Christival diskriminiere Homosexuelle und abtreibungswillige Frauen, sagte Mitorganisatorin Claudia Albrecht. In modernem Gewand und mit Popkultur würden extrem konservative Weltbilder verbreitet. An dem Protestzug nahmen nach Polizeiangaben rund 500 Demonstranten teil. Andere Schätzungen gehen von 1.000 Teilnehmern aus. Weitere Kundgebungen der Kritiker sind am Sonnabend geplant.

Zwei der gewalttätigen Demonstranten wurden von der Polizei festgenommen. Gegen die 18- und 19-jährigen jungen Männer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch eingeleitet. Bei der Festnahme wurde ein Beamter leicht verletzt. Während der Eröffnungsshow auf der Bühne hängten Kongress-Gegner am Dach des benachbarten Messezentrums ein Transparent mit dem Schriftzug "Christival abtreiben" auf, das aber bald wieder entfernt wurde.

Schon vor Monaten hatte sich über Seminare gegen Homosexualität und Abtreibung ein Streit entzündet, der bundesweit Schlagzeilen machte. Ein Kurs unter der Überschrift "Homosexualität verstehen - Chance zur Veränderung" wurde mittlerweile abgesagt. Ein Seminar gegen Abtreibung steht am Samstag auf dem Programm. Veranstalter sind radikale Lebensschützer des Heidelberger Vereins "Die Birke", die Abtreibung auch im Fall einer Vergewaltigung ablehnen.

Leitende Repräsentanten evangelischer Landeskirchen hatten vor Beginn der Veranstaltung ihre Solidarität mit dem Christival erklärt.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Berliner Bischof Wolfgang Huber, will das Festival an diesem Freitag besuchen. Der Kongress richtet sich in der Hauptsache an Jugendliche im Alter zwischen 16 und 26 Jahren, die sich ehrenamtlich in Kirche und Gesellschaft engagieren. Zum Programm gehören mehr als 300 Seminare, Bibelarbeiten und weitere Aktionen.

Internet: www.christival.de

(epd Niedersachsen-Bremen/b1172/01.05.08)
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen