Hannover (epd). Die hannoversche Landeskirche hat als erste evangelische Kirche in Deutschland in einem zweijährigen Projekt praxisnah untersucht, wie sie das Engagement ihrer mehr als 105.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter künftig gezielter fördern kann. Die Studie habe ergeben, dass die Freiwilligen sich klare Strukturen, verantwortungsvolle Aufgaben, Mitspracherechte und eine Wertschätzung ihrer Arbeit wünschten, sagte Projektleiter Dirk Rademacher im epd-Gespräch: "Sie erwarten in ihrer Kirche einen Umgang miteinander auf Augenhöhe."
Für das "Projekt Ehrenamt" hätten 49 Projektgruppen unterschiedliche Modelle ehrenamtlicher Mitarbeit in zwölf Kirchengemeinden erprobt. Zwei Drittel der Beteiligten waren Rademacher zufolge ehrenamtliche und ein Drittel hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Auch wenn sich viele Freiwillige zwischen Harz, Heide und Nordsee langjährig in der Kirche engagierten, steige die Nachfrage nach zeitlich begrenzter Mitarbeit: "Wir müssen lernen, noch mehr Angebote für diejenigen zu machen, die sich nur für ein halbes bis zwei Jahre binden wollen", betonte der Theologe. So könne zum Beispiel geprüft werden, ob sich die Amtsperiode in den Kirchenvorständen, die sechs Jahre beträgt, verkürzen lasse.
Gerade die Kirchenvorsteher, die auch Führungsverantwortung für die Gemeinden trügen, seien zeitlich und inhaltlich gefordert. Allerdings fühlten sich Ehrenamtliche entlastet, wenn sie mit verlässlichen Ansprechpartnern zusammenarbeiten könnten: "Regelmäßige Gespräche werden dabei als Wertschätzung der eigenen Arbeit betrachtet", sagte Rademacher.
Auch eine individuelle seelsorgerliche Begleitung durch die Pastoren werde gewünscht: "Die Kirche muss eine noch größere Anerkennungskultur entwickeln, damit die Menschen mit ihren Interessen im Blick bleiben und ihre Arbeit gewürdigt wird." Kontinuierliche Fortbildungen seien dabei genauso wichtig wie eine transparente Kommunikation zwischen den Freiwilligen und den Hauptberuflichen.
Dagegen seien Hauptberufliche manchmal enttäuscht, wenn Mitarbeiter ihre Arbeit plötzlich einstellten. Die Kirche müsse ihren Ehrenamtlichen aber zugestehen, dass sie ihr Engagement ohne schlechtes Gewissen beenden dürfen, betonte Rademacher: "Wir sollten sie dann mit großem Dank für ihren Einsatz gehen lassen."
Das "Projekt Ehrenamt" wurde vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum und dem Haus Kirchlicher Dienste der Landeskirche begleitet. Der Abschlussbericht wird der neuen Landessynode bei ihrer konstituierenden Sitzung vom 21. bis 23. Februar in Hannover vorgelegt. Das Kirchenparlament wird dann über die Studie beraten.
Internet: Projekt Ehrenamt/Evangelische Heimvolkshochschule Loccum
(epd Niedersachsen-Bremen/b0335/11.02.08)
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen