Superintendent ruft Politiker zu humanitärer Lösung auf

Nachricht 09. Februar 2008

Hildesheim (epd). Der Hildesheimer Superintendent Helmut Aßmann hat die Politiker bei einer Kundgebung dazu aufgefordert, sich für die Rückkehr der Kurdin Gazale Salame einzusetzen. Anlässlich des dritten Jahrestages der Abschiebung der jungen Frau haben am Sonnabend nach Polizeiangaben rund 250 Menschen in Hildesheim für die Wiedereinreise Salames demonstriert. Durch die Abschiebung im Februar 2005 sei ein menschliches Desaster entstanden, aus dem kein Rechtsmittel heraushelfe, sagte Aßmann: "Rechtlich ist alles geklärt. Trotzdem ist alles falsch, menschlich, politisch und familiär."

Die damals schwangere Salame war zusammen mit ihrer anderthalbjährigen Tochter in die Türkei abgeschoben worden, während ihr Ehemann Ahmed Siala die beiden älteren Töchter, die heute neun und zehn Jahre alt sind, in die Schule brachte. Salame lebt zurzeit mit den beiden jüngeren Kindern in einer Vorstadtsiedlung in Izmir. Sie leidet laut Aussagen der behandelnden Ärzte unter schweren Depressionen. Siala streitet vor Gericht um eine Aufenthaltserlaubnis.

Siala und Salame waren im Alter von sechs und sieben Jahren mit ihren Eltern aus dem Libanon nach Deutschland geflohen. Die Behörden werfen ihnen vor, dass ihre Eltern bei der Einreise ihre türkische Staatsangehörigkeit verschwiegen hätten. So sei den Familien zu Unrecht ein Bleiberecht erteilt worden.

Die Verbände und Füchtlingsinitiativen, die zu der Demonstration aufgerufen haben, erklärten dagegen, Siala und Salame seien damals Kinder von sechs und sieben Jahren gewesen. "Der Fall der Familie steht exemplarisch für eine kalte und technokratische Flüchtlingspolitik, die die Würde der Menschen mit Füßen tritt", sagte Kai Weber vom niedersächsischen Flüchtlingsrat. Wenn die Landesregierung es mit ihrem Bekenntnis zum Schutz der Familie ernst meine, dürfe sie eine Familienzusammenführung nicht länger blockieren.

Immer wieder haben sich Organisationen und Personen für eine Rückkehr Salames eingesetzt. Zuletzt wandten sich die Kirchen in Hildesheim mit einer Petition an den Landtag. Superintendent Aßmann forderte einen schnellen humanitären Ausweg aus dem Dilemma. Die Familie müsse dort wieder zusammenkommen, wo sie zu Hause sei: "Und das ist hier." Es gehe in dem Fall darum, dass das Recht dem Leben diene und nicht umgekehrt: "Wer das verwechselt, der mag ein guter Vollstrecker sein, aber er fördert nicht die menschliche Gemeinschaft", sagte Aßmann.

(epd Niedersachsen-Bremen/b0359/09.02.08)
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