Hannover. Hilde Schneider, die Namensgeberin des Pflege- und Therapiezentrums in der Fischerstrasse verstarb am 24. Januar 2008 im Alter von 91 Jahren.
Hilde Schneiders Schicksal ist mit der Henriettenstiftung eng verbunden: Hilde Schneider, geboren am 12. November 1916, kam als junge Frau 1935 in die Henriettenstiftung, um sich zur Krankenschwester ausbilden zu lassen.
Sie wurde Novizin des Diakonissenmutterhauses. Doch ihre Ausbildung durfte sie nicht beenden, weil sie von den Rassegesetzen der Nationalsozialisten zur Jüdin gemacht worden war. Mit anderen Juden aus Hannover wurde sie nach Riga deportiert, überlebte Konzentrationslager und Ghetto und kam zurück nach Hannover und zur Henriettenstiftung.
Später studierte sie Theologie, wurde – was damals ungewöhnlich war - eine der ersten Pfarrerinnen in Deutschland und arbeitete als Gefängnisseelsorgerin in Frankfurt. Denn in der damaligen Zeit konnte in der Landeskirche Hannovers noch keine Frau Pastorin werden. Der Kontakt zur Henriettenstiftung und insbesondere zum mittlerweile pensionierten Vorsteher Dieter Zinßer blieb bestehen. Das ist bemerkenswert, weil sie damals wenig Anteilnahme und Unterstützung erfuhr.
Die Frage nach der Schuld entsteht. „Musste das so sein?“ Diese Frage hat sich Hilde Schneider als junge Frau, wie sie selbst eingestand, nicht gestellt. „Brechen hier nicht christliche Frömmigkeit und alltägliches Leben auseinander?“ Diese Frage stellt die Lebensgeschichte von Hilde Schneider, wie sie der Frankfurter Journalist Hartmut Schmidt vor wenigen Jahren veröffentlicht hat.
Im Nachwort sagt es Landesbischöfin Käßmann ganz offen: „Die hannoversche Landeskirche hat Schuld auf sich geladen an Hilde Schneider und die anderen Menschen im Nationalsozialismus. An Menschen, die sie nicht besser geschützt, denen sie nicht effektiver geholfen hat“.
„An dieses Kapitel unserer Geschichte wollen wir erinnern“, so Vorsteher Pastor Dieter Zinßer, „als wir ein Haus nach Hilde Schneider benannten. Vor allem aber möchten wir Hilde Schneider als mutige und Mut machende Frau, als engagierte Christin und als einen in seiner Versöhnungsbereitschaft imponierenden Menschen würdigen.“
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Henriettenstiftung
Joachim Döring