Emden (epd). Detlef Klahr spielt jeden Morgen erst einmal einen Choral auf seinem Klavier und singt dazu. Der neue ostfriesische Landessuperintendent hält es mit Martin Luthers Satz "Singen verändert das Gemüt". Folgerichtig heißt seine Doktorarbeit über den Dichter und Theologen Carl Johann Philipp Spitta (1801-1859) auch "Glaubensheiterkeit". Ein Begriff, der ein Lebensmotto von Klahr sein könnte. An diesem Sonntag wird der 50-jährige Theologe von Landesbischöfin Margot Käßmann um 15 Uhr in der Emder Martin-Luther-Kirche in sein Amt eingeführt.
In Burgdorf bei Hannover hat sich Klahr auf seine neue Aufgabe als Leiter des evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland vorbereitet. Die Region ist ihm nicht fremd: Die Inseln Spiekeroog und Baltrum sowie die Krummhörn kennt er von Urlaubsreisen. Sein Patenkind lebt in Remels. Auch Plattdeutsch beherrscht er. "Bei uns zu Hause wurde immer platt gesprochen", sagt er mit einem Schmunzeln. "Ins Hochdeutsche verfielen meine Eltern nur, wenn es ernst wurde."
Klahrs Kalender füllt sich schon mit Anfragen nach Vorträgen und Predigten. Dabei wolle er erst einmal in Ostfriesland ankommen und zuhören: "Ich bin nicht der Typ: 'Hoppla, jetzt komm ich'. Ich will wissen, was das für Menschen sind, mit denen ich es zu tun habe", sagt der Theologe. Dazu gehöre zunächst, mit allen zu reden und zu erfahren, was sie bewegt. Seine erste Kirchenkreiskonferenz führt ihn ins emsländische Lingen im neuen Südteil des Sprengels.
Den Umgang mit Menschen hat er schon früh geübt. Als 15-Jähriger begann Klahr eine Lehre bei der Post. "Als Briefträger habe ich gelernt, dass Frau Müller um die Ecke genauso wichtig ist, wie der große Theologe Augustinus." Näher als ein Briefträger komme kaum jemand an Menschen heran. Später hat er über den zweiten Bildungsweg Theologie studiert.
Die wichtigste Aufgabe der Kirche ist für Klahr, den Lebensalltag der Menschen mit dem Glauben zusammenzubringen. "Wo kommen die Arbeitslosen in der Kirche vor? Wie sehen die Zukunftsperspektiven der Jugendlichen aus? Was können wir als Kirche für sie tun? Das sind wichtige Fragen", sagt er. Politik sollte nicht das erste Thema in der Kirche sein, aber die Kirche müsse immer wieder das Gespräch mit der Politik und der Gesellschaft suchen.
Detlef Klahr ist Junggeselle und weiß, dass dies viele als ungewöhnlich empfinden. "Ich lebe allein, bin aber nicht einsam", sagt er. "Ich habe Freundschaften, die schon seit Jahrzehnten halten." Biografien und Belletristik liest er mit großer Leidenschaft. Außerdem joggt er fast täglich. Für Konzerte nimmt er auch einmal lange Autostrecken auf sich und freut sich auf die ostfriesische Orgellandschaft.
"Meine theologische Heimat sind Luther, Spitta und natürlich die Kirchengeschichte", erzählt Klahr. Geistliche und theologische Anregungen findet er auch im Kloster Amelungsborn im Weserbergland. Als Mitglied des Konvents nimmt er regelmäßig an spirituellen Einkehrtagen teil.
Jörg Nielsen
(epd Niedersachsen-Bremen/b2845/28.09.07)
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