Theologe sieht Stiftungsboom auf dem Spendenmarkt

Nachricht 28. September 2007

Hannover (epd). In der evangelischen Kirche sind Stiftungen nach Angaben des leitenden Theologen Arend de Vries zu einer festen Größe auf dem Spendenmarkt geworden. Allein in der hannoverschen Landeskirche seien in den vergangenen Jahren mehr als 200 neue Stiftungen entstanden, sagte er am Donnerstag bei der ökumenischen Fundraising-Fachtagung "kollekta" in Hannover. De Vries ist Geistlicher Vizepräsident im Landeskirchenamt der größten deutschen evangelischen Landeskirche in Hannover. An dem Kongress nahmen mehr als 180 Menschen aus ganz Deutschland teil.

"Im Spendensammeln war die Kirche schon immer gut", sagte de Vries: "Aber wenn ein Projekt vorbei ist, sind die Spenden verbraucht." Stiftungen dagegen könnten langfristig helfen, da nur die jährlichen Erträge aus einem gestifteten Kapitalstock verwendet würden. Die meisten Stiftungen seien ortsnah angelegt: "Die Menschen sind bereit, dort ihr Geld zu investieren, wo sie sehen: Hier geschieht sichtbar etwas für das, was ich einbringe." Die hannoversche Landeskirche wolle Gemeinden, die viel Geld für Stiftungen sammeln, mit Zuschüssen belohnen.

Der persönliche Referent des Generalvikars im katholischen Bistum Hildesheim, Matthias Woiwode, warnte bei der Tagung vor überzogenen Erwartungen an das Fundraising: "Ich glaube nicht, dass Spenden die deutlich gesunkenen Kirchensteuern ausgleichen können", sagte er. Dass Spenden in Zukunft ein Fünftel des kirchlichen Haushaltes ausmachten, wie es in einem Reformpapier der evangelischen Kirche heiße, könne er sich nicht vorstellen.

Fundraising könne jedoch einen Blickwechsel in der Kirche ermöglichen: "Wir müssen stärker sehen, was die Menschen von uns erwarten", sagte Woiwode. In den vergangenen 40 Jahren habe die Kirche einen starken Interessenverlust in der Gesellschaft durch Geld kompensiert: "Wir bedienen mit hohem Einsatz von Ressourcen einen geringen Teil der Bevölkerung. Der Hebel über das Geld kann hier zu einem wesentlichen Veränderungsmotor werden."

Bei der Tagung tauschten sich die Teilnehmer aus Kirche, Caritas und Diakonie über die Bedeutung des Spendensammelns und die geeigneten Methoden dafür aus. Themen waren unter anderem Telefon-Fundraising, freiwilliges Kirchgeld und die ethischen Grenzen des Spendensammelns.

(epd Niedersachsen-Bremen/b2837/27.09.07)
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