Auf einen Blick (11.9.)

Nachricht 11. September 2007

Glaubensheiter und nahe am Menschen –
Neuer ostfriesischer Landessuperintendent Detlef Klahr wird 50

Emden/Burgdorf (epd). Detlef Klahr spielt jeden Morgen erst einmal einen Choral auf seinem Klavier und singt dazu. Der neue ostfriesische Landessuperintendent hält es mit Martin Luthers Satz "Singen verändert das Gemüt". Folgerichtig heißt seine Doktorarbeit über den Dichter und Theologen Carl Johann Philipp Spitta (1801-1859) auch "Glaubensheiterkeit". Ein Begriff, der ein Lebensmotto von Klahr sein könnte. An diesem Donnerstag feiert der Theologe seinen 50. Geburtstag.

In Burgdorf bei Hannover bereitet sich Klahr zurzeit auf seine neue Aufgabe als Leiter des evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland vor. Die Region ist ihm nicht fremd: Die Inseln Spiekeroog und Baltrum sowie die Krummhörn kennt er von Urlaubsreisen. Sein Patenkind lebt in Remels. Auch Plattdeutsch beherrscht er. "Bei uns zu Hause wurde immer platt gesprochen", sagt er mit einem Schmunzeln. "Ins Hochdeutsche verfielen meine Eltern nur, wenn es ernst wurde."

Klahrs Kalender füllt sich schon mit Anfragen nach Vorträgen und Predigten. Dabei wolle er erst einmal in Ostfriesland ankommen und zuhören: "Ich bin nicht der Typ: 'Hoppla, jetzt komm ich'. Ich will wissen, was das für Menschen sind, mit denen ich es zu tun habe", sagt der Theologe. Dazu gehöre zunächst, mit allen zu reden und zu erfahren, was sie bewegt. Klahrs erste Kirchenkreiskonferenz führt ihn ins emsländische Lingen im neuen Südteil des Sprengels.

Den Umgang mit Menschen hat er schon früh geübt. Als 15-Jähriger begann Klahr eine Lehre bei der Post. "Als Briefträger habe ich gelernt, dass Frau Müller um die Ecke genauso wichtig ist, wie der große Theologe Augustinus." Näher als ein Briefträger komme kaum jemand an Menschen heran. Später hat er über den zweiten Bildungsweg Theologie studiert.

Die wichtigste Aufgabe der Kirche ist für Klahr, den Lebensalltag der Menschen mit dem Glauben zusammenzubringen. "Wo kommen die Arbeitslosen in der Kirche vor? Wie sehen die Zukunftsperspektiven der Jugendlichen aus? Was können wir als Kirche für sie tun? Das sind wichtige Fragen", sagt er. Politik sollte nicht das erste Thema in der Kirche sein, aber die Kirche müsse immer wieder das Gespräch mit der Politik und der Gesellschaft suchen.

Detlef Klahr ist Junggeselle und weiß, dass dies viele als ungewöhnlich empfinden. "Ich lebe allein, bin aber nicht einsam", sagt er. "Ich habe Freundschaften, die schon seit Jahrzehnten halten." Biografien und Belletristik liest er mit großer Leidenschaft. Außerdem joggt er fast täglich. Für Konzerte nimmt er auch einmal lange Autostrecken auf sich und freut sich auf die ostfriesische Orgellandschaft.

"Meine theologische Heimat sind Luther, Spitta und natürlich die Kirchengeschichte", erzählt Klahr. Geistliche und theologische Anregungen findet er auch im Kloster Amelungsborn im Weserbergland. Als Mitglied des Konvents nimmt er regelmäßig an spirituellen Einkehrtagen teil. Dort wird er auch mit Familie und Freunden seinen Geburtstag feiern.

Am 30. September wird Klahr von Landesbischöfin Margot Käßmann in der Emder Martin-Luther-Kirche in sein neues Amt eingeführt. Dort hat er auch seinen Dienstsitz. Wohnen wird er aber vorläufig noch in der alten Landessuperintendentur in Aurich.

Jörg Nielsen

(epd Niedersachsen-Bremen/b2615/11.09.07)
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Sommerfest des Vereins „Begegnung – Christen und Juden Niedersachsen e.V.“

Erstmalige Verleihung des Blickwechsel-Preises an Gabor Lengyel

„Die ganze Welt ist eine schmale Brücke und die Hauptsache ist, sich gar nicht zu fürchten.“

Dieses Zitat von Rabbi Nachman von Brazlaw, das Vorstandsvorsitzender Dr. Christian Stäblein bei seiner Laudatio auf Gabor Lengyel als Leitgedanken seiner Rede aufgriff, beschreibt sehr gut das sensible Terrain des christlich-jüdischen Gesprächs.

Ziel und Aufgabe des Vereins „Begegnung – Christen und Juden Niedersachsen e.V.“ ist der partnerschaftliche Dialog zwischen den beiden Religionen. Partnerschaftlich in dem Sinne, dass er Begegnungen ermöglicht, die trotz aller verbindenden Gemeinsamkeiten den Graben nicht leugnen, den die deutsche Geschichte zwischen Christen und Juden ausgehoben hat.

Zu einem gelungenen Austausch untereinander, so Christian Stäblein, brauche es daher Brückenbauer. Menschen, die einen Blick für das haben, was überbrückt werden muss, die sich auf dem Terrain auskennen und um den Sinn von Brücken wissen: dass Menschen sie nutzen, um hinüberzugehen. Gabor Lengyel ist solch ein Mensch.

Lengyel, geb. 1941 in Budapest, stammt aus einer orthodoxen ungarisch-jüdischen Familie. Er überlebt die Shoah und emigriert 1956 nach Israel. In Braunschweig studiert er Ingenieurswissenschaften und ist nun seit vielen Jahren in herausgehobenen Positionen der jüdischen Gemeinschaft aktiv. Seit 1999 ist er als Vorstandsmitglied der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover für religiöse Fragen zuständig. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2003 erfüllt er sich einen Herzenswunsch und studiert am Rabbinerseminar in Budapest und am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam.

Für sein beharrliches Engagement als Brückenbauer zwischen Juden und Christen wurde Gabor Lengyel vom Vereinsvorsitzenden Dr. Christian Stäblein und Studienleiterin Prof. Dr. Ursula Rudnick mit dem erstmalig verliehenen „Blickwechsel-Preis“ ausgezeichnet. Damit ehre der Verein, so Lengyel in seiner Dankrede, „einen Juden der Moderne, einen Angehörigen des Volkes Israel, einen Repräsentanten des traditionellen Judentums sowie einen Vertreter des Judentums, das mit sich ringt, indem es Tradition und wissenschaftliche Reflexion des Glaubens miteinander verbindet.“ Die Motivation für sein besonderes Engagement im christlich-jüdischen Dialog, beschreibt Lengyel mit einem Bild: „Wenn man immer mehr Bausteine eines Hauses entfernt, dann droht es, einzufallen. Deswegen engagiere ich mich im christlich-jüdischen Dialog“.

Feierlich überreichte Christian Stäblein Lengyel die Urkunde. Ursula Rudnick übergab ihm symbolträchtig einen roten Granatapfel aus Ton: Der Granatapfel ist eine Frucht, die viele Früchte hervorbringt. So möge auch Lengyels Engagement viele Früchte tragen.

Eröffnung der Ausstellung „Brücken bauen“

Auf dem diesjährigen Sommerfest des Vereines wurde als zweiter Höhepunkt des Nachmittags die Ausstellung „Brücken bauen: Juden, Christen und Muslime auf dem Weg zueinander“ eröffnet. Die Ausstellung porträtiert Menschen jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens, die sich als Brückenbauer auf den Weg zu Menschen anderer Religionen gemacht haben.

Studienleiterin Ursula Rudnick honorierte die einjährige Arbeit der Künstlerin und Fotografin Shura Kraeff, die die Menschen vor Ort besuchte und mit ihnen Gespräche über den Glauben und ihr Engagement im interreligiösen Dialog führte. Shura Kraeff selbst ist in verschiedenen Kulturen aufgewachsen und liebt die Verschiedenheit auch in den Religionen.

Die Wanderausstellung kann über den Verein ausgeliehen werden. (Kontakt s.u.)

Interreligiöser Kalender 2008

Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierte Studienleiterin Ursula Rudnick den Interreligiösen Kalender 2008, den der Verein erstellt hat. Der Kalender enthält alle jüdischen, christlichen und muslimischen Feier- und Gedenktage mit ausführlichen Erklärungen der Feste in Geschichte und Bedeutung. Für 10€ (zzgl. Porto und Verpackung) ist er über den Verein bestellbar.

Die überaus gelungene musikalische Gestaltung des Nachmittags übernahm die Musikgruppe Mizwa aus Hannover, die Musikstücke auf der Grenze christlicher, jüdischer und muslimischer Tradition spielte.

Hannover, 09.09.2007

Kontakt:
Angelika Walther
Arbeitsstelle Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste der Ev.- luth. Landeskirche Hannovers
Archivstr. 3, 30169 Hannover
Tel.: 0511-1241-493; Fax: 0511- 1241-941
Email: Walther@kirchliche-dienste.de
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Neuer Regionalbischof will Glaubensinhalte vermitteln

Osnabrück (epd). Der neue Osnabrücker Regionalbischof Burghard Krause hat dazu aufgefordert, den Menschen wieder mehr christliche Glaubensinhalte zu vermitteln. "Es gibt immens viele religiöse Analphabeten auch innerhalb der Kirche", sagte der evangelisch-lutherische Landessuperintendent des Sprengels Osnabrück am Dienstag vor Journalisten. Die Kirche müsse eine "missionarische Bildungsoffensive" starten. Es gebe viele Menschen, die sich nach dem Glauben sehnten, aber nicht wüssten, wie sie an ihn herankommen sollten.

Mission dürfe dabei allerdings nicht überrumpeln, überrollen oder sich expansionistisch aufführen. "Mission ist einfach Werbung für die Schönheit eines Lebenskonzepts", betonte Krause. Er ist seit dem 1. September Nachfolger von Doris Janssen-Reschke, die in den Ruhestand getreten war. Am 22. September wird der 58-Jährige von Bischöfin Margot Käßmann offiziell in sein Amt eingeführt. Krause war zuvor Landessuperintendent in Göttingen.

Eine besondere Herausforderung sieht Krause in der Begeisterung der Jugendlichen für das christliche Lebenskonzept. Angesichts des Wandels in der Schullandschaft hin zu mehr Ganztagsschulen müsse die Kirche neue Modelle der Zusammenarbeit entwickeln. Er denke etwa an eine Verbindung von Religions- und Konfirmandenunterricht oder kirchliche Angebote für schulische Arbeitsgemeinschaften.

In Osnabrück freue er sich auch auf ein intensives ökumenisches Miteinander, sagte der Landessuperintendent. In der Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander sei ganz viel möglich, wenn auch die Unterschiede geachtet würden, sagte Krause. Mit Blick auf den Katholikentag im Mai 2008 in Osnabrück kündigte er an, die Gastgeber nach Kräften unterstützen zu wollen. Die evangelischen Kirchen und Gemeinden stünden dafür offen. Gleichzeitig werde jedoch auch "ein schönes protestantisch-lutherisches Profil kräftig erklingen".

(epd Niedersachsen-Bremen/b2636/11.09.07)
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