Sibiu/Hannover (epd). Die Ökumene befindet sich nach Ansicht der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann derzeit in einem "Zustand der Ernüchterung". Sie könne zurzeit nicht sagen, ob die Kirchen voranschreiten oder eher rückwärtsgehen, sagte Käßmann am Freitag vor Journalisten auf der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung im rumänischen Sibiu (Hermannstadt). Neben den bestehenden theologischen Problemen gebe es aber auch Funken der Hoffnung auf dem Weg zur Einheit der Christen.
Das Eintreten der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sei unverzichtbar für deren Glaubwürdigkeit, fügte Käßmann hinzu. Diese Themen sollen auch auf dem Ökumene-Treffen in Sibiu weiterentwickelt werden. Zur Ökumene gebe es keine Alternative, bekräftigte die Bischöfin der größten deutschen evangelischen Landeskirche.
Sie hätte sich in Sibiu allerdings eine größere Beteiligung von ökumenischen Basisgruppen und Bewegungen gewünscht, so die evangelische Theologin. Das Treffen in Sibiu sei jedoch ein wichtiger Schritt. Nur durch den Austausch von Angesicht zu Angesicht sei Fortschritt möglich.
Der orthodoxe Erzbischof Anastasios von Tirana und ganz Albanien warb für einen realistischen Blick auf den Zustand der Ökumene: "Wir sind noch nicht angekommen, sondern befinden uns zurzeit auf einem schwierigen Teilstück des Weges." Die Einheit werde zudem durch den Heiligen Geist bewirkt und nicht von "großen Theologen" gemacht.
Anastasios betonte, dass das Treffen in Sibiu keine die Kirchen betreffenden Beschlüsse fassen könne. Der Erzbischof, der stellvertretender Vorsitzender der Konferenz Europäischer Kirchen ist, warnte die Christen zugleich vor Abgrenzung und Isolation.
(epd Niedersachsen-Bremen/b2605/07.09.07)
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