Beten im wohlig-warmen Schlick

Nachricht 22. Juli 2007

Urlauberseelsorge lädt in Cuxhaven zum Watt-Gottesdienst ein

Von Dieter Sell (epd)

Cuxhaven-Duhnen (epd). Gelbe Strandkörbe leuchten vor den Dünen. In der weit entfernten Fahrrinne ziehen gemächlich riesige Containerschiffe von Hamburg kommend in Richtung offene See. Dahinter vereinen sich Meer und Horizont zu einer Linie. In beeindruckender Kulisse feiert die evangelische Urlauberseelsorge im Watt vor Cuxhaven-Duhnen einen Gottesdienst. Barfuß betet Pastor Michael Maschke in kurzer Hose, weißem Hemd und mit einer bunten Stola um den Hals zu Gott.

Bei ablaufendem Wasser hat sich Maschke am Sonntagvormittag mit einer 70-köpfigen Gruppe auf den Weg gemacht. "Hier bestimmt die Natur den Anfang des Gottesdienstes", sagt der 51-Jährige. Seit acht Jahren bietet der Theologe vor Deutschlands größtem Nordsee-Heilbad diese Form des Gottesdienstes an, die an der Küste einzigartig ist. Noch ist er kein einziges Mal ausgefallen. Maschke geht bei Sonne, Wind und Wetter ins Watt.

Wer nicht stehen kann, nimmt sich einfach einen Klappstuhl und stellt ihn in den Schlick, der beim "Lobe den Herrn" wohlig-warm die Knöchel umschließt. Mitten in der Predigt prescht eine Gruppe Reiter im gestreckten Galopp Richtung Neuwerk. Während es nach Schlick und Seeluft duftet, bringt Maschke die Fantasie der Umstehenden mit der Schöpfungsgeschichte in Bewegung.

Eine Flötengruppe begleitet den Urlauber-Pastor, der den Gottesdienst zusammen mit Kurseelsorgerin Maren Sachau feiert. Im Naturschutzgebiet Wattenmeer, wo der regelmäßige Wechsel von Ebbe und Flut einen Lebensraum mit großem Artenreichtum schafft, singen die Gottesdienstbesucher Paul Gerhards berühmten Klassiker "Geh aus mein Herz und suche Freud". Mit ihrem Hinweis auf das verletzliche Gleichgewicht in der Natur erntet Maren Sachau im Kreis zustimmendes Kopfnicken: "Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass wir achtsam mit der Schöpfung umgehen sollen."

Wie zum Beweis blühen gar nicht weit von der Gruppe lila Strandastern und Strandflieder. Austernfischer, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Kiebitz, Brandente und Seeschwalben rasten in den Salzwiesen vor der Duhner Heide. "Hier lässt sich ohne große Worte das Großartige an Gottes Schöpfung zeigen", sagt Maschke.

Weit weg von den Zwängen des Alltags reagierten viele Menschen offen auf kirchliche Angebote am Urlaubsort, betont der Seelsorger, der seit zehn Jahren in Cuxhaven arbeitet. Die hannoversche Landeskirche organisiert in diesem Sommer in 20 niedersächsischen Orten mit 170 Ehrenamtlichen Ferienangebote. In Cuxhaven gehören Gute-Nacht-Geschichten, Einladungen zum Familien-Frühstück, Andachten und der Watt-Gottesdienst dazu. Der nächste Termin steht schon fest. Am 19. August zieht Maschke erneut mit ablaufend Wasser vor den Strand.

Internet: www.urlauberseelsorge-cuxhaven.de, www.kirche-im-tourismus.de

(epd Niedersachsen-Bremen/b2120/22.07.07)
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